Die RUW-Jungzüchterfahrt nach Dänemark war für jeden beeindruckend!

Am 09.03.2017 ging sie los – die RUW-Jungzüchterfahrt!

Mit 50 Jungzüchtern fuhren wir in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nach Dänemark. Pünktlich um 7 Uhr war der Bus zum Frühstücken in Rodding. Hier begrüßte uns Torben Lund, der neue Geschäftsführer vom dänischen Holsteinverband. Nach einer Stärkung fuhren wir mit ihm zum ersten Betrieb von Erik Hansen, Hojager Holstein, Rodding. Der Betrieb hält 300 Kühe in einem neuen Boxenlaufstall, ein 6-Reiher mit Tiefboxen und Sandeinstreu. Probleme mit der Gülle gibt es nicht, da der Stall für Sandeinstreu mit einer Vorgrube eingerichtet ist, in der sich der Sand absetzen kann. Die Gülle wird in einer Biogasanlage weiter verwertet. Gemolken wird dreimal am Tag in einem Doppel 7-Fischgrätenmelkstand, mit einer beachtlichen Leistung von 12 993 kg Milch bei 4,03 % Fett und 3,41 % Eiweiß. Ein Geheimnis dieser hohen Leistung ist sicherlich die Kompakt-TMR. Das heißt, dass entweder sehr feucht siliert wird oder Wasser mit in dem Mischwagen kommt, um möglichst ein TS-Gehalt zwischen 32 % und 34 % am Trog zu erreichen, damit das Futter homogen ist und sich nicht entmischen kann. Diese Art der Fütterung sehen wir auf fast jedem Betrieb. Erik ist erfolgreicher Schaubeschicker, so steht die amtierende Nationalsiegerin, die Ashlar-Tochter Music in seinem Stall.

Nach der Besichtigung verabschiedete sich Torben Lund von uns. Von jetzt an begleitete uns Keld Christensen, ehemaliger Geschäftsführer vom dänischen Holsteinverband, der auch die komplette Tour für uns vorbereitet hatte. Das nächste Ziel war der Hauptsitz von VikingsGenetics in Assentoft. VikingGenetics hat in Skandinavien (ohne Norwegen) einen Marktanteil von 90 %. Nach dem hervorragenden Mittagessen, dass man uns hier spendiert hat (vielen Dank dafür), könnten wir das Spermalabor besichtigen. Anschließend wurden uns drei VikingGenetics-Vererber vorgeführt und uns der dänische Gesamtzuchtwert NTM mit seinen Unterschieden zum deutschen RZG erklärt. Besonders beeindruckend ist, dass in Dänemark, Schweden und Finnland alle Gesundheitsdaten über das Bestandsbuch zur Zuchtwertschätzung zur Verfügung stehen. In Dänemark ist der Zuchtwert stark auf Produktivität und Gesundheit ausgelegt.

Weiter ging es in Richtung unserer Tagesendstation: Aarhus. Kurz vor den Toren von Aarhus besichtigten wir den Betrieb der Familie Jorgen Mikkelsen, Hinnerup. Dieser Betrieb besitzt eine reine Jersey Herde, für fast alle von uns eine neue Erfahrung, eine so beeindruckende Jersey-Herde zu sehen. Die 90 Kühe werden in einem Tiefstreustall gehalten und bringen eine Leistung von 7 528 kg Milch mit 5,64 % Fett und 4,12 % Eiweiß. 2015 stellt der Betrieb, der regelmäßig Schauen beschickt, Miss Jersey und Miss Dänemark. Alle Kälber des Betriebes werden genomisch untersucht und jedes Jahr werden drei bis fünf ETs durchgeführt. Als neuer Betriebszweig ist eine eigene Eisproduktion und Milchverkauf ab Hof geplant.

Dann ging es zum Hotel mitten in der Innenstadt von Aarhus, wo das dänische Nachtleben auf uns wartete. Lange gefeiert werden konnte nicht, da am nächsten Tagen ein strammes Programm bevorstand. Am Samstagmorgen um 8 Uhr saßen wir wieder im Bus und steuerten den Betrieb von Nils Erik Christensen an.

Ein Betrieb, der 130 dänische Rotbunte (Angler) im Boxenlaufstall mit zwei Robotern hält. Gemolken werden 10 311 kg Milch mit 4,33 % Fett und 3,40 % Eiweiß. Auf dem Betrieb wird alles nach dem Motto: „Keep it simple“ geführt. Obwohl sie recht erfolgreich waren, werden keine Schauen mehr beschickt und keine genomische Untersuchungen mehr durchgeführt, obwohl schon einige Bullen an Stationen gingen. In den nächsten Jahren steht der Betrieb vor einer schweren Entscheidung, es steht der Generationswechsel an. In Dänemark wird der Betrieb nicht vererbt, sondern die nächste Generation muss ihn kaufen. Hierrüber wurde auch noch viel auf dem Weg zum nächsten Betrieb, Niels Norgaard in Faarup, im Bus diskutiert.

Niels führt den Betrieb zusammen mit seiner Frau. Gehalten werden hier 200 Kühe in einem beeindruckenden Stall mit drei Robotern. Viel Luft und Platz sorgen für ein hohes Wohlbefinden bei Mensch und Tier. Neben der Milchproduktion liegt der Fokus auf dem Verkauf von Färsen. Deswegen werden seit Jahren Importbullen und gesextes Sperma eingesetzt. Der Schwerpunkt bei der Bullenauswahl liegt auf dem Exterieur, was die Herde komplett widerspiegelt. Es ist eine der besten Typherden Dänemarks. Für uns wurden ein paar Kühe extra gestellt und fast jeder Jungzüchter hätte gerne diese Tiere mit nach Deutschland genommen. Aktuell steht die Siegerin der Winterschau in Dänemark, eine Windbrook-Tochter, im Stall. Es gab noch ein Mittagsessen, welches von WWS Semen & Cattle Dänemark spendiert wurde. Vielen Dank an Peter Bellum, den Geschäftsführer. Während des Essens diskutierten wir mit ihm über die Bullenauswahl und mit Niels über die Zukunft des Betriebes.

Gestärkt ging es weiter zum Biobetrieb Christian und Oluf Boghin in Hobro. Der Betrieb mit 250 Kühen plus Nachzucht und 350 ha Fläche wird seit 1998 ökologisch geführt. Als wir die Leistung der Kühe hörten, war das Staunen groß. Der Betrieb gehört zu den fünfbesten leistungsstärksten Biobetrieben Dänemarks. Es wird drei Mal am Tag gemolken mit der beachtlichen Leistung von 12 385 kg Milch mit 3,80 % Fett und 3,16 % Eiweiß und Weidegang im Sommer. Außerdem liegt die Lebensleistung bei 35 021 kg ECM in 5,4 Lebensjahren. Das Geheimnis dieser hohen Leistung trotz Bio haben wir nicht ganz herausgefunden. Allerdings wird auf dem Betrieb sehr viel Wert auf die Kälberaufzucht gelegt und das praktizierte Rein-Rausverfahren in den Kälberabteilungen macht ein sehr gutes Bild. Alle Jungtiere müssen ab dem Alter von vier Monaten im Sommer auf der Weide.

Nach diesen Eindrücken ging es zum letzten Betrieb, nur ein paar Meter weiter. Uns begrüßte Anton Hammershoj auf seinem Betrieb Kærgaarden in Hobro. Auch dies ist wieder ein sehr interessanter Betrieb mit einer unglaublichen Leistung von 13 050 kg Milch. Der Roboterbetrieb setzt auf Genomics. Er hat schon öfter Jungtiere in Deutschland zugekauft, etwa aus der Kuhfamilie von Big-Point. Regelmäßig werden Jungrinder gespült und gelegentlich Bullen nach Deutschland verkauft. Anton stellte uns Jungtiere mit RZG-Werten bis zu 166 Punkten vor.

Am Abend lud uns der dänische Holsteinverband noch zum Essen ein, vielen Dank dafür.

Ein großer Dank geht auch an Keld Christensen für die ganze Vorbereitung der sehr gelungenen Fahrt.

Am Sonntag, vor der Abfahrt nach Deutschland, machten wir noch eine kleine Stadtführung durch Aarhus, eine junge Stadt mit vielen Studenten und Europäische Kulturhauptstadt 2017. Um Mitternacht sind dann auch die letzten Jungzüchter gesund und beeindruckt zu Hause angekommen.

 

Johannes Henkelmann

 

Heinrich Schulte hat die JZ-Fahrt begleitet und viele schöne Fotos gemacht. 

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