Wieder einmal war der im 3-Jahresrhythmus stattfindende Tag der Landwirtschaft am 15. September 2019 auf der Surenburg in Riesenbeck ein wahres Volksfest mit tausenden von Besuchern und das bei bestem Spätsommerwetter. Viele Besucher zog es auch an den Richtring, wo die beiden sehr erfahrenen Preisrichter Guido Simon, Sundern, und Andreas Lohmöller, Emsbüren in gewohnt professioneller Manier sowohl den beschickenden Züchtern als auch dem staunenden Publikum aus Land und Stadt ihre Richtentscheidungen überzeugend näher brachten.
Einzelzüchtersammlungen zu Beginn
Leider hatte die Schau kurzfristig ein paar Ausfälle zu beklagen, dennoch war es auch diesmal hinsichtlich der Tierqualität wieder eine sehr ansprechende Schau. Immer wieder interessant zu beobachten ist auch die gesunde, traditionell gewachsene Rivalität zwischen Züchter der OHG und der RUW. So auch zu Beginn bei den Einzelzüchtersammlungen (mindestens drei selbstgezogene Kühe eines Betriebes), die Preisrichter Guido Simon hinsichtlich der Bedeutung als „eigene Liga“ bezeichnete im Vergleich zu den späteren Einzelklassen. Bei den Betriebssammlungen hatte die Gruppe mit dem höchsten Niveau an Ausgeglichenheit und an Einzeltierqualität die Nase vorn und zwar vom Betrieb Schulte GbR aus Lengerich-Wechte, knapp vor ebenfalls sehr ausgeglichenen Rotbuntkollektion der GbR Lölfer-Guhle aus Steinfurt-Burgsteinfurt.
Starke junge Kühe
Zwar waren es nur 6 junge Rotbunt-Kühe auf der Surenburg – in Steinfurt wird Rotbunt und Schwarzbunt traditionell getrennt gerichtet, wie bei RUW-Schauen – aber die hatten es in sich. Siegerfärse Rotbunt jung wurde die EDELMUT-Tochter Lanzarote (MV JULANDY) von Alexander Drerup aus Steinfurt-Borghorst, die den Preisrichter insbesondere durch ihr ansprechendes Seitenbild bedingt durch ihr lang angesetztes Euter überzeugte. Sie konnte sich durchsetzen vor ihrer Stallgefährtin Esprit (MATISSE x COLOUR P). Bei den Schwarzbunten Färsen setzte sich die „Drerup-Show“ fort, den hier gewann die Jedi-Tochter Losanolos dank leichter Vorteile im Fundament und Euter gegenüber Dolly (SYMPHONY x STERNGOLD), deren Stärken im Körper nicht ganz für den Siegertitel reichten. Die Wackmann GbR aus Recke freute sich über den Reserve-Titel bei den schwarzbunten Färsen.
Mittlere Kuhklassen – Dominanz aus dem Stall Wacker
Eine ähnliche Betriebsdominanz kristallisierte sich bei den mittleren Kuhklassen mit zwei und drei Abkalbungen heraus. Bei den Rotbunten setzte sich die ausdrucks- und euterstarke RAPPER P-Tochter Felia (MV LEMOND) von Elisabeth Wacker, Steinfurt-Burgsteinfurt, durch. Gegen sie hatte die sehr jugendlich wirkende Kessie (PETISSO X CASTING) vom Betrieb Lölfer-Guhle GbR keine Chance. Aber über Kessie verlor der Preisrichter den bemerkenswerten Satz „sie gibt viel Milch und hat Spaß dabei“. Die beiden Sieger der Farbrichtung Schwarzbunt kamen beide aus dem Hause Wacker, wobei die Big Point-Tochter Malexa (MV TICKTACK) an diesem Tag nicht zu schlagen war, denn kaum eine andere Kuh der Schau hatte diese enorm ausgeprägte Funktionalität und Laufstalleignung. Da kam auch ihre Stallgefährtin Alona (V Cafendo) trotz eines überragenden Euter und viel Feinheit im Skelett nicht heran.
Sister Act bei den Rotbunten alten Kühen
Sieger- und Reservesieger aus einem Stall, das gab es ja schon, wie soeben erwähnt. Aber diese Konstellation bei alten Kühen, die dann auch noch Vollschwestern sind wie Kesta und Kista, beides Töchter des RUW-CARMANO-Sohnes CASTING, das ist schon eine Rarität. Natürlich erfüllte das die Lölfer-Guhle GbR mit einigem Stolz, diese beiden Prachtexemplare in Topform nach fünf Abkalbungen zeigen zu können. Der Preisrichter bevorzugte Kesta wegen ihrer Vorzüge in der Beckenneigung und in der Höhe des Hintereuters gegenüber Schwesterchen Kista. Kleine bemerkenswerte Anekdoten: Sieger Rotbunt alt Kesta ist auch die Mutter der oben erwähnten Reservesiegerin Rotbunt Mittel Kessie. Und: hätten die ET-Vollschwestern Kesta und Kista einen Vollbruder bekommen, wäre er wohl Besamungsbulle bei der RUW geworden. Nicht unerwähnt bleiben soll die 1a-Kuh der zweiten Klasse Rotbunt alt, die RULETO-Tochter Liball (MV CARMANO) von Christian Engbring aus Steinfurt-Burgsteinfurt. Bei ihr gefiel dem Preisrichter die absolut gesunde Mischung aus Milchtyp und notwendiger Robustheit, hohe Leistungen einfach zu meistern. Die Schwarzbunte Siegerin der alten Kuhklassen kam aus dem Stall Schulte GbR. Mareike (V Exol) dominierte diese Kategorie dank ihres starken Ausdrucks mit viel Köperlänge und gleichzeitiger Harmonie, sich bewegend auf allerbesten Beinen einem Top-Euter in der fünften Laktation. So blieb der Reservesiegertitel für die Wizzard-Tochter Marlene von der Bußmann-Wöhle/Oeinghaus KG aus Westerkappeln, die bei gleicher Funktionalität im Körper nicht ganz mithalten konnte.
Wer wird Steinfurt Grand Champion?
Eine interessante Frage, wurde sie doch bei dieser traditionsreichen Veranstaltung zum ersten Mal gestellt. Nie zuvor wurde auf der Surenburg ein Grand Champion gekürt. So ging dieser erstmals in ST vergebene Titel an: na wen wohl, in der Regel an die alte Kuh, die die Preisrichter am meisten überzeugte, und es war erwartungsgemäß die Exol-Tochter Mareike der Schulte GbR aus Lengerich-Wechte, eine echte Schaukuh.
Jungzüchter mit sehr viel Passion bei der Sache
Ein echter Zuschauermagnet waren die „Darbietungen“ der jüngsten Steinfurter Züchter. Bei den Jüngsten (bis 10 Jahre) gewann die 10-jährige Lea Dresselhaus aus Hopsten, die die Sultan-Tochter Madame perfekt vorführte. Bei den 11 bis 15 Jährigen setzte sich 12 Jahre alte Maira Beyer aus Westerkappeln mit der Royce-Tochter Diva durch und bei den „Profis“ (16 bis 24 Jahre) kam Preisrichterin Carina Nölker (Melle) nicht am 18-jährigen Niklas Engbring aus Steinfurt-Burgsteinfurt mit seiner rotbunten Arino-Tochter Mirabelle vorbei.