Solides Ergebnis in schwierigen Zeiten

Die Folgen des Milchpreisverfalls und die dramatische wirtschaftliche Situation der Milchproduktionsbetriebe haben 2015/16 erhebliche Auswirkungen auf alle Geschäftsbereiche der Rinder-Union West eG gehabt. Die gesamte Milchviehhaltung stand unter erheblichem Druck, wodurch zum Teil massive strukturelle Entwicklungen ausgelöst wurden. Die schlechte Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion hemmte fast jede Investitionstätigkeit und zwang die Milcherzeuger zu einer extrem kostenbewussten Ausrichtung ihrer Produktion. Erstmals seit fast zehn Jahren kam es in diesem Zusammenhang zu einem Rückgang der Milchkuhbestände im Arbeitsgebiet der RUW.

Die Geschäftsführer Werner Wilkes und Dr. Jürgen Hartmann erklärten, dass durch die rückgängigen Viehbestände und das weiterhin sehr preisbewusste Einkaufsverhalten der RUW-Mitgliedsbetriebe in den wichtigsten Geschäftsbereichen Besamung und Zuchtviehvermarktung die Umsätze der RUW spürbar zurückgegangen seien. Ein steigender Anteil an Kreuzungsbesamungen mit reinen Fleischrassen beeinflusste das Ergebnis im Bereich Besamung zusätzlich. Auch die Preise für weibliches Zuchtvieh verringerten sich merklich und führten gepaart mit einem gebremsten Zukaufverhalten im Inland und diversen veterinärrechtlichen Problemen im Export zu einem rückläufigen Umsatzvolumen.

Aufgrund der nennenswerten Rückgänge in der Zuchtrindersparte und der deutlichen Einbußen beim Spermaverkauf an Mitglieder verlief der Gesamtumsatz um 7,6 Mio. € oder 11,4 % auf 58,8 Mio. € spürbar rückläufig. In der Folge verringerte sich auch das Betriebsergebnis erheblich um 1,6 Mio. € auf nur noch 672 T€, so dass keine Warenrückvergütung berücksichtigt worden ist.

Dennoch hat die RUW im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten ihre Mitgliedsbetriebe in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit attraktiven Rabattaktionen für Sperma umfangreich unterstützt. Ebenfalls sind die Dienstleistungsgebühren im abgelaufenen Geschäftsjahr stabil gehalten worden.

Besamung

Im Arbeitsgebiet der Rinder-Union West eG ging der Bestand an Milchkühen um 10.810 Kühe und damit um 1,9 % auf jetzt 545.065 Kühe zurück. Der rückläufige Bestand an Milchkühen und Jungvieh, aber auch die katastrophale wirtschaftliche Lage in der Milchproduktion haben zu einem relativ deutlichen Rückgang der Besamungszahlen geführt. Die Zahl der Erstbesamungen ging mit -3,2 % um immerhin 13.888 EB auf nur noch 426.321 Erstbesamungen zurück. Noch deutlicher verringerte sich die Zahl der Gesamtbesamungen mit einem Minus von 4,7 % auf jetzt nur noch 784.083 Gesamtbesamungen. Damit gingen innerhalb von nur einem Jahr die Zuwächse der letzten fünf Jahre fast komplett verloren.

Vermarktung

Nach drei sehr guten Jahren für die Zuchtviehvermarktung hat die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion auch die Zuchtviehmärkte erheblich gestört. Mit einem Umsatzrückgang um 14,8 % konnte an den Rekordwert des Vorjahres bei weitem nicht angeknüpft werden. Der 24. ordentliche Vertreterversammlung der Rinder-Union West eG Zuchtrinderexport war zwar um 16,7 % rückläufig, sorgte er aber nach wie vor für eine wichtige Marktentlastung. Auch die Zahl der vermittelten Zuchttiere im RUW-Zuchtgebiet und innerhalb Deutschlands reduzierte sich um 7,5 %. Zudem war die Entwicklung der umgesetzten Tiere auf den Zuchtviehauktionen durch den Rückgang von 8,2 % gegenüber dem Vorjahr weiterhin getrübt. Insgesamt haben somit die Verkaufszahlen beim Zuchtvieh um 11,5 % auf 24.448 Stück im Geschäftsjahr 2015/16 deutlich abgenommen. Demgegenüber entwickelten sich die Stückzahlen beim Nutzvieh in 2015/16 sehr erfreulich, sie lagen mit 28.902 Stück um 8,3 % nennenswert höher als im Vorjahr. Mit insgesamt rund 53.350 verkauften Tieren wurde das Spitzenergebnis des Vorjahres nicht erreicht. Der wertmäßige Gesamtumsatz verringerte sich um 13,9 % auf 35,0 Mio. € in 2015/16.

Zucht

Bei insgesamt rückläufigem Gesamtkuhbestand hat sich der Bestand an Herdbuchkühen in unseren Mitgliedsbetrieben noch einmal leicht gegen den Trend um 2.491 Kühe vergrößert und liegt nun bei 327.864 Tieren. Hingegen verringerte sich erneut die Anzahl der Herdbuchbetriebe um 40 Betriebe oder 1,1 %, sodass der Durchschnittsbestand auf 88 Kühe pro Betrieb (+ 2 Kühe) gewachsen ist. Die Umsatzerlöse im Geschäftsbereich Zucht waren mit 1.632 T€ gegenüber dem Vorjahr konstant. Die Einnahmen in diesem Bereich betreffen im Wesentlichen mit 1,4 Mio. € die Herdbuchbeiträge.

Ehrenamt

Die Aufsichtsratsmitglieder Heinrich Driehsen (Tönisvorst), Josef Rüping (Everswinkel), Stefan Siepermann (Hagen), Jürgen Tacken (Brilon) und Mattias Zens (Musweiler), standen zur Wiederwahl und wurden in ihrem Amt bestätigt. Das langjährige Mitglied Hartmut Sandmeier (Blieskastel) schied auf eigenen Wunsch aus dem Aufsichtsrat aus. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Buxtrup dankte ihm für seinen engagierten ehrenamtlichen Einsatz. Als sein Nachfolger wurde Bernd Ehl (Lebach), in den Ausichtrat gewählt.

Für einen interessanten und gleichsam fachlich beeindruckenden Abschluss sorgte der Gastreferent Prof. Dr. Hermann Swalve. Der Direktor des Institutes für Agrar- und Ernährungswissenschaften an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg referierte zum Thema: „Zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und neuen züchterischen Möglichkeiten – die Zukunft der Holsteinzucht“. In seinen Ausführungen ging er auf die Bedeutung und Möglichkeiten der heutigen Zuchtwertschätzung ein und stellte die Vorteile der genomischen Zuchtwerte für die praktische Arbeit in den Milchviehbetrieben dar. „Genomische Zuchtwerte halten, was sie versprechen!“ war dabei eine wichtige Kernaussage. Sie bieten den Michviehhaltern ein wertvolles Selektions-Instrument bei der züchterischen Entwicklung ihrer Herden. Abschließend stellt Prof. Dr. Swalve seine Vorstellungen bezüglich des zukünftigen Zuchtziels beim Milchrind dar und ging dabei auf mögliche neue Parameter wie Gewicht, Futteraufnahme, Gesundheitsmerkmale sowie Tierverhalten ein.

Die nächste RUW-Vertreterversammlung findet am 22. März 2018 statt!