RUW-Fruchtbarkeitsseminar 2016 auf Haus Düsse

Allgemeine News

Das insgesamt hochkarätig besetzte Programm setzte sich zusammen aus zwei, inhaltlich durchaus anspruchsvollen Vorträgen am Vormittag, die den Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeit und Mastitis bzw. Fruchtbarkeit und Immunologie genauer beleuchteten. Am Nachmittag folgten dann ein praxisnaher Vortrag aus dem Alltag der tierärztlichen Rinderbestandsbetreuung, sowie eine sehr gelungene Betriebsvorstellung der Happy Cow GbR aus Sendenhorst.   Die erste Referentin des Tages in Soest , Frau Dr. Regina Strie von der Firma Boehringer-Ingelheim, erläuterte fundiert anhand zahlreicher Studien die Hintergründe, warum und wie sich eine Entzündung des Euters nicht allein auf Eutergesundheit und Zellzahl auswirkt, sondern darüber hinaus zum Abbau des Gelbkörpers und damit auch zum Absterben der Embryonen, zu schlechter Eizellqualität und zu verzögertem oder gänzlich ausbleibendem Eisprung führen kann. Auf der Grundlage einer aktuellen Studie wies Dr. Strie auf den Einsatz von Entzündungshemmern (NSAIDs) bei der Mastitistherapie hin. Diese sind zur Schmerzlinderung bei schweren Mastitiden in Kombination mit einem antibiotisch wirksamen Präparat sowieso angezeigt, beeinflussen aber demnach auch alleinig eingesetzt (ohne Antibiotikum) bei milden Mastitiden den Heilungsverlauf sowie die Fruchtbarkeitskennzahlen. Gesunde Euter sind für die Fruchtbarkeit von größter Bedeutung.   Anschließend widmeten sich die Seminarteilnehmer dank Prof. Dr. Hans-Joachim Schuberth dem weitreichenden Thema der Immunologie. Der Referent betonte, dass das Immunsystem nicht nur der Erregerabwehr dient. Beginnend mit immunologischen Vorgängen während der Follikelbildung, streifte er das Embryonensignal Interferon Tau zur mütterlichen Erkennung der Trächtigkeit und erläuterte die notwendige Verschiebung der mütterlichen Immunantwort auf sogenannte Typ-2-Antworten, um das sonst als Fremdkörper abzustoßende Kalb im Körper zu tolerieren. Prof. Schuberth wies eindringlich auf die stets vorhandene, enge Verzahnung des Immunsystems mit anderen Einflussfaktoren wie Fütterung und Hormone hin. Eine Verzahnung, die den Betriebsleiter herausfordert, Haltung und Management seiner Kühe zu optimieren. Ein kompetentes Immunsystem ist die beste Voraussetzung zur Krankheitsprophylaxe und für eine erfolgreiche Trächtigkeit.   Nach dem gewohnt schmackhaften und reichhaltigen Mittagsmahl führte der oberbayrische Tierarzt Wolfgang Hölldobler, praxisnah und anhand etlicher Beispiele und einfacher Merksätze durch das Konzept und die Ansichten seiner Praxis zur tiermedizinischen Betreuung von Rinderbeständen. Einen Schwerpunkt legte er auf die absolute Notwendigkeit der frühen und ausreichenden Kolostrumversorgung. Mit dieser Maßnahme werden die Weichen für ein ausbalanciertes Immunsystem und eine hohe Leistungsfähigkeit gestellt. Denn, nur gut versorgte Kälber können sich zu leistungsfähigen, langlebigen Kühen entwickeln.   Abschließend stellte Hr. Berthold Linnemann Happy Cow GbR aus Sendenhorst vor. Anschaulich und mit viel Hintergrundwissen präsentierte der Referent die umfangreichen Aufgaben der Betriebsleitung eines melkenden Betriebes in der heutigen Zeit. Besonders interessant war die detailreiche und offene Darstellung. Der engagierte Kuhhalter zeigte auf, welche, auch kleinen Stellschrauben betätigt werden müssen, um eine möglichst optimale Aufzucht, Haltung und Fütterung zu erreichen. Diese Voraussetzungen sind die Basis für langlebige, fruchtbare Kühe mit hoher Milchleistung. Das Fazit aus diesem inspirierenden Vortrag: Es liegt in der Hand eines jeden Milchviehhalters, die hohe genetische Veranlagung seiner Holsteinkühe durch optimales Management in jeder Lebensphase zu nutzen.   Dr. Mona Schwerhoff