:23Das als Experiment gestartete Unternehmen ‚Jungviehschau’ hat sich bewährt. Seit nunmehr 50 Jahren finden in den Grenzen des heutigen Rheinisch-Bergischen Kreises jährliche Jungviehschauen statt. Dabei haben sich die grundsätzlichen Ziele der Schau nicht geändert – die Vererbungstendenzen aktueller Väter werden durch die Präsentation von Jungtieren eindrucksvoll vorgestellt. Auch der wichtige Aspekt, dass sich Züchter im Rahmen einer Schau untereinander vergleichen, ist heute so aktuell wie damals. Der jährliche Vergleich mit den Kollegen spornt an und das gesamte züchterische Niveau entwickelt sich stets positiv im Sinne des Zuchtziels weiter.
Natürlich haben sich die Schauen selbst in den fünf Jahrzehnten verändert. Ein Blick in den ersten Schaukatalog zeigt, dass ‚Jungtiere’ durchaus etwas älter präsentiert wurden als heute. Durch die kontinuierliche Reduzierung des Erstkalbealters musste sich auch das Alter der Tiere bei der Schau entsprechend verringern. In der ersten Schau stellte die regionale Bullenhaltungsgenossenschaft die aktuellen Deckbullen vor, die für den Einsatz angekauft waren – dies ist durch den unaufhaltsamen Vormarsch der künstlichen Besamung nach wenigen Jahren kein Programmpunkt mehr gewesen. Und schließlich wurde aus der reinen Jungviehschau in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine Jungvieh- und Kuhschau, bei der anfangs nur Färsen und jetzt auch Kuhklassen im Ring vorgestellt werden.
Die Jubiläumsschau fand erstmals in einer Reithalle statt – alle vorherigen Jungviehschauen wurden unter freiem Himmel abgehalten und nicht selten war es gerade die Schau in Kürten-Olpe, die durch den einen oder anderen Regenschauer begleitet wurde. In diesem Jahr bot die Halle den zahlreichen Zuschauern nachhaltig Schutz - zwar nicht vor Regen, sondern es war Schutz vor der an diesem Tag besonders intensiven Sonnenstrahlung, und dies nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Ausstellungstiere.
Gut beschickte Tierschau
Zur Jubiläumsschau hatten die Züchter 22 Jungtiere und 38 abgekalbte Tiere zusammengestellt. Das Richteramt hatten die Herren Karl Lörcks, Rinderzüchter aus Rees, und Franz-Josef Jaeger, Kreistierzuchtberater aus Heinsberg, übernommen. Sie konnten ihre Entscheidungen für die zahlreichen Besucher am Ring immer gut nachvollziehbar begründen.
In den vier Jungviehklassen gingen zweimal Ramos-Töchter, eine Goldwin- und eine Shottle-Tochter als Klassensiegerinnen hervor. Aus den acht Ia- und Ib-prämierten Jungrindern wurde die korrekt entwickelte Ramos-Tochter Enke aus der Zucht von Hans-Georg Theunissen, als Reservesiegerin ausgezeichnet. Sie bestach neben der sehr guten Entwicklung insbesondere auch durch ihren korrekten Bewegungsablauf. Nicht zu schlagen war die Shottle-Tochter WIT Perle, die Dirk vom Stein im Ring vorstellte. Diese knapp Zweijährige gefiel durch eine äußerst starke körperliche Entwicklung – viel Tiefe und Stärke in der Vorhand, gepaart mit einem sehr funktionellen Fundament, führten zur eindeutigen Siegerauszeichnung in den Jungviehklassen.
Sieben Klassen mit guten Kühen
Die zwei Ringe mit Färsen waren sicherlich an diesem Tage die Klassen mit der breitesten Streuung. Im Ergebnis ging die Ia- und Ib-prämierte Färse der zweiten Klasse als Siegerin und Reservesiegerin aus dem Ring. Hans-Georg Theunissen erhielt die Reservesiegerauszeichnung für Emmily, eine Tochter des RUW-Vererbers SHOT GUN (gRZG 127). Mit der Siegerehre verließ die aus der exzellenten Basar-Tochter Garantie gezogene Faber-Enkelin Galante von Christoph Hamacher den Ring.
In den mittleren Kuhklassen hatten die Richter in drei ausgewogen starken Ringen ihre Arbeit zu verrichten. Eberhard Brochhaus war es, der für Werena – eine Decker-Tochter – die Reservesiegerauszeichnung erhielt. Unangefochten sicherte sich Christoph Hamacher mit seiner JETLAG-Tochter Chinesin in dieser Abteilung die Siegerehrung. Chinesin bestach durch ihren Milchcharakter, die hervorragenden Übergänge im Körper und ein sehr gutes, fest ansitzendes drüsiges Euter.
Ein besonderer Höhepunkt bei Kuhschauen bleibt die Präsentation der älteren Kühe, die bereits ihre Qualität im Bestand eindrucksvoll unter Beweis stellen konnten. Christoph Hamacher und Hans-Georg Theunissen gewannen mit ihren Kühen die beiden Ringe. Bei der Siegerauswahl standen vier extrem gute ältere Kühe im Ring und das Richterduo zeichnete die Talent2-Tochter WIT Icebab von Dirk vom Stein als Reservesiegerin aus - geschlagen geben musste sich diese ausdrucksstarke Kuh an diesem Tage nur der überragenden Dunhill-Tochter Claudia von Christoph Hamacher. Claudia beeindruckte durch den enormen Körper, das gute Fundament und das hoch angesetzte Euter.
Zuchtstätte Hamacher erfolgreich
Bei der Frage, wer Grand Champion der diesjährigen Schau wird, standen die drei Top Siegerkühe von Christoph Hamacher und das starke Siegerrind von Dirk vom Stein im Ring. Die Richter entschieden sich ganz klar, die Schärpe an die überragende JETLAG-Tochter Chinesin von Christoph Hamacher zu verleihen, an der an diesem Tage nichts vorbeigehen konnte.
Züchtersammlungen von hoher Qualität
Bei der Präsentation der Züchtersammlung stellte die Zuchtstätte Markus Siebel die ausgeglichenste Jungrindersammlung vor. Bei den fünf Kuhsammlungen war es eine Freude, die tolle Qualität der Schau in einem Ring bestaunen zu können. Bei der Entscheidungsbegründung betonten die Richter gerade diesen hohen ausgeglichenen Stand der bergischen Rinderzucht. Die Siegerentscheidung fiel dann bei diesem hohen Niveau dennoch unangefochten an die an Ausgeglichenheit äußerst beeindruckende Sammlung kapitaler Kühe mit Spitzeneuter, die Christoph Hamacher zusammengestellt hatte.
Jungzüchter aktiv dabei
Tradition bei bergischen Jungviehschauen hat auch der Tierbeurteilungswettbewerb der Jungzüchter, den die Landwirtschaftskammer NRW organisiert. In diesem Jahr konnten in zwei Altersklassen insgesamt 41 junge Teilnehmer begrüßt werden, die engagiert am Wettbewerb teilnahmen. In der Klasse bis 14 Jahre waren es Jan Wiethege und Isabel Hielscher, die das beste Ergebnis brachten. Bei den älteren Teilnehmern ab 15 Jahren gingen Niklas Theunissen und Nicolas Pröpper als Sieger hervor. Kreislandwirt Lothar Stinn gratulierte den Teilnehmern für ihren tollen Einsatz.
Seit einigen Jahren wurde in den Schauablauf auch ein Vorführwettbewerb der Jungzüchter integriert – Konrad Ebert führte Interviews mit den 16 Teilnehmern und als Sieger dieses interessanten Nachwuchswettbewerbs wurden Jan Theunissen, neun Jahre, in der Klasse der Jüngsten und Simon Rückels, 14 Jahre, in der Klasse der älteren Teilnehmer ausgezeichnet.
Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass es den Verantwortlichen auch in Zukunft gelingen wird, diese Veranstaltung in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln. Es ist schon ein enormer ehrenamtlicher Einsatz zu erbringen, jährlich eine solche beeindruckende Schau auf die Beine zu stellen.
Dr. Werner Ziegler