Gelungene Fruchtbarkeitsseminare in Fliessem und Haus Düsse

Einmal mehr zeigte sich, dass die praxisnahen Themen auf großes Interesse bei Landwirten, Fachberatern und Tierärzten trifft.

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    © Anika Niesmann

Traditionell starteten die diesjährigen Fruchtbarkeitsseminare an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zunächst in Fließem am 22.11. und einen Tag später auf Haus Düsse. Bei beiden Seminaren konnten die Teilnehmerzahlen vom Vorjahr übertroffen werden. Einmal mehr zeigte sich, dass die Auswahl an praxisnahen Themen rund um Produktionsmanagement und Fruchtbarkeit auf großes Interesse bei Landwirten, Fachberatern und Tierärzten trifft.

Der inhaltliche Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der Optimierung von Fütterungskonzepten, der sensorgestützen Digitalisierung im Milchviehbetrieb und der Verlängerung der Zwischenkalbezeit.

Den Auftakt machte Tierarzt und Fütterungsexperte Dr. Norbert Göres von der Firma Sano, der in seinem aufschlussreichen Vortrag verdeutlichte, wie mit smarten Fütterungskonzepten der ökonomische Erfolg gesteigert werden kann. Unbedingt notwendig sei der ganzheitliche Ansatz bestehend aus Genetik, Tiergesundheit, Haltung, Management und letztlich der Fütterung, der für die profitable Milchproduktion unerlässlich ist. Ziel der Rationsberechnung muss es sein, eine möglichst präzise Vorhersage der Leistungsfähigkeit der Ration zu erreichen, die bedarfs- und wiederkäuergerecht sein muss. Hierzu stellte er das Sano Fütterungskonzept basierend auf gründlicher und wiederholter Analytik des Grundfutters unter Berücksichtigung der Verdaulichkeit nach dem amerikanischen Berechnungssystem CNCPS vor.

Im Anschluss stellte Christoph Wieschhörster von MSD Tiergesundheit die Möglichkeiten und Varianten des Sensorsystems SenseHub Dairy vor. Dieses fortschrittlich und leicht zu bedienende Monitoring Sytem basiert auf dem früheren Heatime System. Es wurde umfangreich weiterentwickelt und liefert heute präzise Daten und Informationen zur Fruchtbarkeit, Gesundheit, Fütterung und Wohlbefinden sowohl des einzelnen Tieres, als auch der gesamten Herde. An umfangreichen Auswertungen konnte er belegen, dass sich bei einer Herde mit 100 Kühen durch den Einsatz von SenseHub eine Stunde Beobachtungszeit je Tag, ein gesteigerter Besamungserfolg, der sich in durchschnittlich 15 Tagen geringerer Güstzeit je Tier auszahlt, fünf weniger zu remontierenden Kühe/Jahr und 10 nicht an Ketose erkrankten Kühen/Jahr positiv niederschlägt.  

Kathrin Thiemann und Maria Trilling von der LWK NRW ordneten unter dem Thema „Agieren statt reagieren“ den Entwicklungsstand der Sensorsysteme rund um die Milchproduktion in einen größeren Rahmen ein. Sie erläuterten wo heute Sensoren am und im Tier bereits zum Einsatz kommen und gaben wertvolle Hinweise, welche Kriterien der einzelne Landwirt in seine Entscheidung für ein System einbeziehen sollte um von den Vorteilen wie Zeitersparnis, Entlastung und mehr Effiziens profitieren zu können. Dabei beleuchteten sie auch mögliche Hemmnisse für eine Kaufentscheidung wie hohe Investitionskosten, Sorge vor mehr Bürokratie, mangelnde Schnittstellen zu anderen Systemen im Betrieb oder schlichtweg unzureichende Internetversorgung. Ziele der Automatisierung/Digitalisierung sind nicht allein Arbeitszeiteinsparung, sondern auch Qualitätssicherung und Prozessoptimierung, Tierwohl und Tiergesundheit.

Lassen sich durch die Verlängerung der Zwischenkalbezeit gesundheitliche und betriebswirtschaftliche Vorteile für die eigene Herde generieren? Dieser Frage ging Frau Dr. Anke Römer von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen nach. Sie wertete dazu Daten von 203.000 Kühen und über 3 Millionen Behandlungen aus. Obwohl die durchschnittliche Milchleistung in den vergangenen 30 Jahren um fast 80 % gestiegen ist, hat sich die Zwischenkalbezeit in diesem Zeitraum nur um ca. 15 % erhöht. Bei ihren Untersuchungen stellte sie fest, dass Kühe mit einer höheren Zwischenkalbezeit eine längere Nutzungsdauer und die höchsten Lebens- und Lebenstagsleistungen aufweisen. Verlängert man die freiwillige Wartezeit und somit auch die Rastzeit, steigt der Besamungserfolg und der Besamungsaufwand verringert sich. Um für jede Kuh den optimalen Besamungsstart zu ermitteln, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „VerLak“ unter Mitwirkung verschiedener wissenschaftlicher Institutionen und 11 Milchviehbetrieben der „TBS-Rechner“ entwickelt, der auch als App verfügbar ist. Mit ihm lässt sich unter Berücksichtigung von Laktationstag und -nummer sowie der Milchleistung der tierindividuelle optimale Besamungsstart einfach und komfortabel errechnen.

Den Abschluss des Seminars bildet traditionell ein Beitrag aus der Praxis. Sascha Kiekbusch, Leiter der Milchproduktion im Landwirtschaftsbetrieb Griepentrog KG, Steinhagen in MV konnte noch einmal alle Teilnehmer mit seinen Ausführungen fesseln. Wie man es schafft trotz großer Herausforderungen wie geringe Bonität des Bodens, Trockenheit und Dürre und daraus resultierenden schwankenden Grundfutterqualitäten, roten Grundwasser-Gebieten mit Produktionseinschränkungen und alten, beengten Stallanlagen, hervorragende Produktionszahlen zu generieren, konnte er in überzeugender Weise darstellen. Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick: 1570 Kühe; Herdenschnitt 13.200 Mkg; Lebensleistung knapp 40.000 Mkg; Lebenstagsleistung 21,2 Mkg; Reproduktionsrate 25,9 %. Diese Zahlen sprechen für sich. Gepaart mit einer sehr guten Fruchtbarkeit lassen sich solche Leistungen nur mit bester Genetik (genomische Herdentypisierung und gBAP seit 2016), ausgefeilten Fütterungskonzepten(CNCPS /AMTS seit 2018) und konsequentem Management erzielen.

Sie konnten nicht teilnehmen – kein Problem ! Bei den beiden noch ausstehenden Seminaren am 17.01.2024 an der Besamungsstation Borken und am 20.03.2024 im VBZL Haus Riswick haben sie noch Gelegenheit dies nachzuholen. Lassen Sie sich die Sie die Gelegenheit nicht entgehen. Das Anmeldeformular mit der Tagesordnung finden Sie auf unserer Internetseite unter www.ruweg.de /Aktuelles/Termine/Anmeldung zum Fruchtbarkeitsseminar.

Wir bedanken uns ganz besonders bei den Firmen Sano und MSD Tiergesundheit für die Unterstützung.