Erste 100.000 kg Kuh bei Familie Bellaire
Neupotz liegt in der Südpfalz im Landkreis Germersheim, sehr nah am Rhein. Geografisch gesehen einer der südlichsten Zuchtbetriebe im Verbandsgebiet der Rinder-Union West eG. Von hier aus sind es nur noch 30 km zur französischen Grenze (Elsaß) und ca. 20 km nach Karlsruhe.
Der Fleckviehbetrieb Bellaire
Bei den Bellaires werden traditionell und aus Überzeugung seit Generationen Fleckviehkühe gezüchtet. Die Leistung der rund 65 Kühe liegt im Schnitt der letzten Jahre bei fast 8.000 kg Milch mit hohen Eiweißwerten von 3,6%. Im 1996 neu erbauten Laufstall ist Platz für 65 Kühe und die weibliche Nachzucht. Die Bullenkälber werden zur Mast verkauft. Zuchtrinder und abgekalbte Färsen finden einen guten Absatz über die RUW.
Sissi steht für hohe Leistung und Langlebigkeit
Schaut man in das Pedigree von Sissi, so stellt man fest, dass ihr Vater, der rotbunte Spitzenvererber seines Jahrganges, Hau (v. Hilton) ist. Darauf hat Dominik Bellaire auch die Antwort: „Wir suchten in der Zeit einen Vererber, der für Färsenbesamungen geeignet ist. Leider war im Fleckviehangebot kein passender Bulle verfügbar, so dass wir auf den bekannten rotbunten Vererber Hau auswichen, der für seine Leichtkalbigkeit bekannt war.“ Das war eine gute Entscheidung, wie sich jetzt herausstellt. Sissi ist das erste Kalb ihrer Mutter Silke (v. Holm) und kalbte mit 26 Monaten zum ersten Mal. Mittlerweile hat sie zehn Kalbungen problemlos vollzogen und diese außerordentliche Leistung von über 100.000 kg Milch produziert. Auffallend auch bei Sissi: Ihre höchste Leistung erreichte sie in der sechsten Laktation mit 11.339 kg Milch, mit 4,02% Fett und 3,56% Eiweiß. „Seit dem 11. Februar 2010 ist Sissi wieder tragend und wird ihre Leistung als problemlose unauffällige Kuh fortschreiben“, ist sich Dominik Bellaire sicher.
Andere Betriebszweige
Die Milchproduktion ist jedoch nicht der einzige Betriebszweig der Bellaires. Auf den rund 120 ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche werden neben dem klassischen Getreideanbau auch auf 22 ha Virgin-Tabak angebaut, sowie acht ha Möhren und fünf ha Petersilie. Gerade der Tabakanbau ist eine sehr arbeitsintensive Angelegenheit. Wer den Betrieb besucht, sieht die Heißlufttrocknung für den Tabak. Hier kann mit bis zu 800 Arbeitsstunden pro Hektar gerechnet werden. „Trotz des Wegfalls der Prämien und somit Bestehen am freien Markt, ist der Tabakanbau in der Rheinschiene rentabel“, berichtet Vater Roland Bellaire, der sich auch ehrenamtlich sehr stark für seine Berufskollegen engagiert. So ist er zum Beispiel Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Germersheim, im Verbandsgemeinderat, Maschinenring usw. aktiv. Limitierender Faktor in Neupotz ist die Niederschlagsmenge von ca. 500 mm pro Jahr. Aus diesem Grunde werden sehr viele Flächen bewässert.
Limitierend wirkt sich zunehmend auch der enorme Flächenentzug durch Kiesgruben aus, die Roland Bellaire als den größten Feind der Landwirte bezeichnet. Ein Problem für Landwirte, die sich weiter entwickeln wollen, sind auch die Polder als Wasserrückhalteflächen des Rheins. Auf 275 ha Überflutungsflächen sollen bis zu 13 Mio. m³ Wasser Platz finden. Dieses enorme Projekt dient der Hochwassersicherheit am Rhein, allerdings mit erheblichen Konsequenzen für die landwirtschaftlichen Betriebe vor Ort.
Ein Blick in die Zukunft
Was wünschen sich die Bellaires für die Zukunft? „Eine gerechte Entlohnung ihrer Arbeit und faire Preise für ihre Produkte, auch ohne Subventionen“ sind Dominik und Roland Bellaire einer Meinung.
Gerd Grebener