Emotionale RUW-Schau in Hamm

„Endlich wieder mal eine Schau“, mag sich so mancher Züchter im Vorfeld der RUW-Schau gefreut haben.

Nach den langen Entbehrungen der Coronazeit war die Stimmung auf den Stallgassen ausgelassen. Besonders in so schwierigen Zeiten wie diesen, bieten Veranstaltungen wie die RUW-Schau Möglichkeiten des Austausches sowie die Stärkung des Zusammenhalts der Branche.

Erstmals seit vielen Jahren wurde die RUW-Schau in diesem Jahr wieder als Tagesveranstaltung durchgeführt. Die gut besuchten Zentralhallen Hamm mit Gästen aus ganz Deutschland zeigte, dass dies von den Besuchern gut angenommen wurde. Auch die Entscheidung, die Schau etwas nach hinten in den Kalender zu schieben, wurde von vielen Besuchern begrüßt. Die beiden jungen Preisrichter Nikolas Sauter aus dem baden-württembergischen Bad Wurzach sowie Carina Nölker aus Melle, Kreis Osnabrück, hatten die schwierige Aufgabe, die schönsten Kühe Westdeutschlands auszuwählen.

Erstmals Braunvieh

Erstmals in der Geschichte der RUW-Schau gab es eine kleine, aber feine Kollektion an Braunviehkühen. Nikolas Sauter, selbst passionierter Braunviehzüchter, ließ es sich natürlich nicht nehmen, für die erste Entscheidung des Tages zu sorgen. Bei seiner Kommentierung bescheinigte er der Klasse ein absolutes Top-Niveau. Der Siegerkuh dieser Klasse, der Jucator-Tochter Uruguay von der Züchtergemeinschaft Rainer Thoenes und Alexander Kuppel, bescheinigte er ein fantastisches Euter mit perfekter Aufhängung. Reservesiegerkuh wurde die typstarke Richard-Tochter der Kollenberg GbR, Marienheide.

Einen festen Bestandteil der RUW-Schau nehmen die Jerseys ein. Eine klare Sache für Carina Nölker, selbst begeisterte Jersey-Züchterin. Gekonnt und sicher meisterte auch sie ihre erste Aufgabe des Tages. Zur besten Jersey des Tages wurde WIT Jambalaya gekürt. Damit tritt sie in die Fußstapfen ihren Mutter Jara, die selbst auch schon die RUW-Schau gewinnen konnte. Für ihren Besitzer Thomas Wiethege sollte das nicht der letzte Erfolg des Tages sein. Knapp geschlagen geben musste sich ZH Smile aus der bekannten Jersey-Schmiede Henkelmann aus Wadersloh.

In der Jugend liegt die Zukunft

Wie viele große Schaukarrieren an diesem Tage ihren Anfang nehmen, wissen wir nicht. Fest steht aber: Es werden wohl einige sein. Ein erstes Ausrufezeichen setzte die Zuchtstätte Kreutz aus Wilsecker. Die Tatoo-Tochter KhW Kate setzte sich mit glasklarem Skelett und bestem Euter an die Spitze der Konkurrenz. Bestes Exterieur sind die Markenzeichen der RUW-Vererbers Barbados. Dieses wurde perfekt verkörpert durch die kapitale ZFZ Gallys vom Zuchtbetrieb Zielenbach aus Wenden. Die zweite Klasse der jungen Holsteins wurde klar dominiert durch eine Kuh: NH Malente aus der Züchtergemeinschaft Nosbisch/Henneke. Diese junge Kuh ließ keine Wünsche offen. Ebenfalls muss an dieser Stelle die zweitplatzierte Artist-Tochter GPH Gaja erwähnt werden. Diese extrem schliffige junge Kuh von der Sauerlandmilch GbR, Henneke und Kersting, gefiel nicht zuletzt durch ihr extrem festes, hoch ansitzendes Euter. Logisch die Entscheidung des Preisrichters, diese beiden jungen Ausnahmekühe zur Sieger- und Reservesiegerkuh des Tages zu küren.

Nicht minder die Qualität der jungen Rotbunten. In der einzigen Färsenklasse des Tages setzte sich eine Kuh besonders ab. Dies könnte der Anfang einer großen Schaukarriere für Romina sein. Schliff, Eleganz, Harmonie gepaart mit einem perfekten Euter und einer guten Portion Jugendlichkeit sind die Attribute eines „easy winners“. Die Zuchtstätte Köster KG, Steinfurt, setzte ein erstes Ausrufezeichen. Es sollte nicht das letzte bleiben. Zur Reservesiegerfärse wurde die körperstarke Overwing-Tochter THL Felice von der Dierdorf GbR gekürt.

Der erste große Höhepunkt des Tages sollte folgen. Bei der Wahl des Juniorchampions entschied sich das Preisrichterduo für die Achilles-Tochter Romina von der Köster KG. Sie ist eine Tochter der bekannten THD Romad.

Starke mittlere Kuhklassen

Den ersten 1a-Preis der mittleren Holsteinklassen holte sich die extreme typ- und euterstarke Seerose von der Köster KG aus Steinfurt. Zugekauft auf der monatlichen Auktion in Hamm, hat sie wohl auch bei ihrem Züchter Achim Grötemeyer für Freude gesorgt. Die mit einem top Euter ausgestattete Bankroll-Tochter NH Selma folge an 1b. Für einen weiteren Erfolg für Thomas Kreutz und den Mitbesitzern Abs und Reiter sorgte die typstarke Emilio-Tochter Harmonie. „Der Name ist hier Programm“, hieß es in der Begründung. Einen starken Auftritt hatte auch die typvolle Impression Wilma von Jürgen Hoffmann, Winnerath. Manfred Bonn aus Much ist der Züchter der nächsten Klassensiegerin. Die Dewars-Tochter Denise wusste durch ihre enorme Komplettheit zu überzeugen. Knapp dahinter die Halbschwester WR Doretta, eine Enkeltochter der bekannten Europaschau-Kuh WR Diana von Wiewer, Rinkerode. Ihren ersten großen Auftritt des Tages bekam dann La Tifah. Eine Kuh für den großen Moment. Nur wenige Attribute ließ Nikolas Sauter aus, um diese Kuh zu beschreiben. Man konnte nur erahnen, wie sehr ihn diese Kuh packte. Hinter ihr platzierte sich die KgW Magic von Bentley, Bes. Thomas Kreutz. Die letzte mittlere Klasse der Schwarzbunten zieht ein. Hier sichert sich die enorm körpterstarke Diamondback-Tochter WR Monday den 1a-Platz. Peter Meutes aus Rommersheim hat mit dem Kauf des Tieres aus der Zuchtstätte Ludger Wiewer beim HighlightSALE alles richtig gemacht. Hinter ihr setzt sich die  Die Brady-Tochter BaS Namika setzte sich typvoll und fundamentstark an den 1b-Platz und sorgte bei Marek und Christian Bange für Freude. Wer würde den begehrten Siegertitel der mittleren Kuhklassen gewinnen? Folgte man den Worten des Preisrichters aufmerksam, hatte man bereits die Vorahnung, dass es wohl die Beemer-Tochter La Tifah von Dark Lemmer werden könnte. Und so kam es auch. Mit der Kombination aus einem überragenden Milchtyp, einer perfekten Bewegung und einem Euterboden, der an diesem Tage einzigartig blieb, wurde sie zur Siegerin der mittleren Klasse gekürt. Reservesiegertitel geht an Seerose von Montross.

In der Konkurrenz der mittleren rotbunten Kühe tummelten sich ebenfalls die Ausnahmeerscheinungen. Eine der besten Euterkühe der Schau holte sich den ersten Klassensieg. Die Rede ist von Lb Asia Red. Eine Awesome aus der Apple-Dynastie im Besitz von Nici Nosbisch und Torben Melbaum. Eine von insgesamt 9 (!) BRETAGNE-Töchtern holte sich den 1b-Preis. Die sehr breite und extrem korrekte 2-Kalbige wurde von Thomas Hannen, Tönisvorst, vorgestellt. Die nächste Klasse konnte eine Kuh gewinnen, die sicherlich jeder Schaubesucher gerne mit nach Hause nehmen würde. Die Rede ist von der zweikalbigen Devour-Tochter WIT Alina, eine sehr ausgeglichene Kuh, die keine Wünsche offen ließ. Ihr folgte die feinzellige und euterstarke WR Larina der Zuchtstätte Wiewer. In der Klasse der rotbunten Drittkalbskühe setzte die Awesome-Tochter Tykie von der Köster KG ein erstes Ausrufezeichen. Bestechend in Typ und Euter gewann sie ihre Klasse deutlich vor WIT Raluca von Thomas Wiethege aus Halver. Bei der spannenden Auswahl zur Siegerkuh der mittleren rotbunten Klassen entschied wohl die Tagesform über den Sieg: Tykie vor WIT Alina.

Seit einiger Zeit werden auf der RUW-Schau die Kühe ab dem vierten Kalb nach ihrer Lebensleistung sortiert. Eine gewaltige Typkuh sollte die erste Konkurrenz dieser Klasse klar dominieren. Wir sprechen von der Golddust-Tochter THLWanda von Norbert Wendling aus Roth. Große Begeisterung für diese Kuh versprühte Nikolas Sauter in seinen gekonnten Umschreibungen. Die Bradnick-Tochter Brandy vom Zuchtbetrieb Brochhaus in Kürten, ebenfalls überaus typstark, gewann den 1b-Preis. Mit der Kommentierung „easy winner“ setzte sich die kapitale Wiltleader-Tochter Lisa in der nächsten Klasse klar an die Spitze. Knapp geschlagen geben musste sich die typstarke La Perla von Norbert Wendling. Ein „unglaubliches Euter“ war der Ausschlag in der nächsten Klasse. Die bekannte Bradnick-Tochter RZB Shandra von der Köster KG siegte vor der körperstarken LAH Hawaii vom Zuchtbetrieb Belmann, Lippetal. Ein „sehr breites Nacheuter“ dieser Epic-Tochter begeisterte Preisrichter Sauter. In der Klasse der absoluten Königinnen der Schau, nämlich der Kühe mit den höchsten Lebensleistungen, setzten sich zwei Kühe an die Spitze, die beide bereits deutlich über 100.000 kg Lebensleistung produziert haben! Der 1a-Preis ging an eine alte Bekannte des Hammer Schaurings. Die Lauthority-Tochter Laura von der Züchterstätte Hamacher aus Kürten. Nahezu unverändert präsentierte sich diese Ausnahmekuh dem Publikum. Nicht weniger beeindruckend die Vita der 1b-Kuh dieser herausragenden Kuhklasse. In einer unglaublichen Frische präsentierte sich WIN Amoli, eine Lonar-Tochter aus dem bekannten Adria-Kuhfamilie der Zuchtstätte Winter, Oelde. „Eine Kuh wie man sie sich wünscht“, so die Worte des Preisrichters bei der Kommentierung dieser Kuh mit fast 130.000 kg Lebensleistung! Bei der Wahl zur Siegerin dieser Kuhklassen ging der Titel an THL Wanda. Der Reservesieg ging an Lisa vom Erfolgszüchter Ludger Wiewer.

Bei der ersten Entscheidung bei den LL-Klassen der Red Holsteins ging ein 1a-Preis erneut an Leonie und Ludger Wiewer. WR Melina überzeugte durch ihre Komplettheit und ein breites Hintereuter. Die EFFORT-Tochter Fanta von Michael Seegers, Kalkar, setzte sich mit Typ und Länge an den zweiten Platz. Auch bei den rotbunten Kühen, mit den höchsten Lebensleistungen, setzte sich eine alte Bekannte an die Spitze. WR Bacardi präsentierte sich in Topform und machte sich zur besten ihrer Klasse. Knapp dahinter noch eine hochdekorierte Schaukuh. Mit über 70.000 kg LL und einer perfekten Kombination der Merkmale. Würde man diesen Spross aus dem bekannten T-Stamm von Köster als Zuchtziel der Rasse beschreiben - wohl wenige würden widersprechen. Den wohl emotionalsten Moment der Schau erlebte das Publikum bei der Auswahl der rotbunten Siegerkuh alt. Am Ende hieß es Doppelsieg für Leonie und Ludger Wiewer. Sie stellten mit WR Bacardi und WR Melina Sieger und Reservesieger. Freude pur bei Vater und Tochter.

Ehrung der hohen Lebensleistungen

Das Zuchtprogramm der RUW ist seit langem auf hohe Lebensleistungen ausgerichtet. Nur konsequent ist es, die höchsten Lebensleistung der Schau entsprechend zu würdigen. Hierzu kamen 9 Kühe nochmals in den Ring, 7 Holsteins und 2 Red Holsteins. Gänsehaut pur und Standing Ovations als Allison von der Zuchtstätte Ewig den Ring betrat. Mit über 140.000 kg LL war die Pronto-Tochter die mit Abstand höchste Dauerleistungskuh des Tages. Auch sie präsentierte sich in einer unglaublichen Frische. Wen würde es wundern, sie in 2 Jahren bei der nächsten RUW-Schau wieder zu sehen?

Rotbunter Grand Champion

Der Höhepunkt einer jeden Schau ist die Kür des Grand Champions. Ein beeindruckendes Bild bot sich dem Publikum, als die vier Siegerkühe den Ring betraten. Den Sekt bereitgestellt, die Spannung zum Greifen nah. Wer würde sich nochmals absetzen können? Die Wahl fiel auf Tykie. Die dreikalbige Awesome-Tochter der Köster KG aus Steinfurt darf sich Grand Champion 2021 nennen.

Nachzuchten im Fokus


Insgesamt wurden im Rahmen der RUWschau 2021 zwei Nachzuchten KENSINGTON und HOTSPOT in Hamm dem Publikum. Beide Nachzuchtgruppen strahlten im Ring eine absolute Ruhe aus.

Anderstrup KENSINGTON 684688

Kerrigan x VG-88 Commander x VG-87 Bynke x VG-85 Planet

KENSINGTON wurde von Anderstrup Holsteins in Dänemark gezogen. Als junger Bulle überzeugte er mit einer Kombination aus Milch, Inhaltsstoffen und hervorragendem Exterieur. Die Züchter sind insbesondere von der hohen Leistungsfreude der Tiere angetan. Die KENSINGTON-Töchter sind in der Lage, die hohe Milchleistung mit hervorragenden Inhaltstoffen zu kombinieren. Seine aus sieben Färsen bestehende Gruppe präsentierte sich sehr einheitlich mit viel Körper, hierauf sollte bei künftigen Anpaarungen geachtet werden, ideal gelagerten Becken und gut gestellten Fundamenten. Die hoch angesetzten Euter, welche mit ihrem guten Zentralband und ideal platzierten, längeren Strichen für automatische Melksysteme taugen, spiegelten das hohe Leistungsvermögen der KENSINGTON-Töchter wider.

Wilder HOTSPOT P 684671

Superhero x VG-87 Powerball P x VG-85 Saloon x VG-85 Snowman

HOTSPOT wurde von Hermann Holtkamp in Vreden gezogen. Er geht auf Batkes Outside Kora EX-94, die Europasiegerin von 2006, zurück. HOTSPOT P war zu der Zeit als sein erstes Sperma verfügbar war, der mit Abstand höchste Hornlosbulle weltweit. Seine neun Töchter zeigten sich als sehr homogene Gruppe. Die noch jugendlich wirkenden Färsen präsentierten sich sehr harmonisch mit gut gelagerten Becken und optimal gestellten Beinen. Ein Blickfang waren die festen und hoch aufgehängten Euter, welche mit schön platzierten Strichen von guter Länge ausgestattet sind. HOTSPOT P zeigte, dass er bestens für Betriebe mit einem automatischen Melksystem geeignet ist. Seine Töchter kennzeichnen sich durch hohe Inhaltsstoffe und eine gute Persistenz. Bei künftigen Anpaarungen sollte etwas Milchmenge vorgehalten werden.

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