Nach gut zweimonatiger Umbaupause waren alle gespannt, was sie am 5. März in der RUW-Arena in Hamm erwarten würde. Das neue Aufstallungskonzept mit mobilen Boxen für die abgekalbten Rinder und Kühe kam erstmals zum Einsatz und bestätigte seine Praxistauglichkeit auf ganzer Breite, auch wenn sich im Ablauf und in verschiedenen Details erwartungsgemäß noch weitere Optimierungsmöglichkeiten zeigten, die in den nächsten Wochen und Monaten noch umgesetzt werden müssen. Gleich zur Premiere wurden gut 160 Rinder und 65 Kühe aufgetrieben, so dass alle Boxen in Betrieb waren. In Kombination mit einem Kontingent von knapp 30 Deckbullen und gut 70 Jungrindern und Zuchtkälber mit zum Teil herausragenden Zuchtwerten, die sich bei einigen Tieren auf HighlightSALE-Niveau bewegten, war es ein Tag mit vielen Herausforderungen aber auch ebenso vielen Highlights, der ohne den unermüdlichen Einsatz des ganzen RUW-Teams vor und hinter den Kulissen nicht so erfolgreich gewesen wäre. Das kurze Fazit des Tages lautet: Premiere geglückt!
4.000 € für einen SAILOR PP-Sohn
Nach der morgendlichen Verbandsanerkennung standen knapp 30 Deckbullen zum Verkauf, die sich durchweg sehr gut entwickelt und mit korrektem Exterieur im Ring präsentierten. Nicht weniger als zwei Drittel der angebotenen Bullen waren aus dem Hornlossegment, darunter auch wieder etliche reinerbige Kandidaten. Und diese Bullen platzierten sich im späteren Auktionsverlauf auch nahezu auf allen vorderen Rängen. Allen voran HOR Senator, ein reinerbig hornloser SAILOR PP-Sohn aus der Zucht von Antonius Hostick aus Gescher, der sich mit einem harmonischen Gesamtbild und tadellosen Fundamenten im Ring präsentierte. Parallel verfügte er über beste Inhaltsstoffgehalten im Kuhstamm mit fast 5 % Fett und 3,76 % Eiweiß bei Mutter HOR Nadia VG 86 und einen Gesamtzuchtwert von 133 gRZG. Alles in allem Gründe genug für einen Züchter aus dem Hochsauerlandkreis sich diesen hervorragenden Bullen für den Spitzenpreis von 4.000 € zu sichern. Dicht auf folgte ein natürlich hornloser Boraz-Sohn, gezogen aus einer HOTSPOT P-Mutter, der von Thomas Blömer aus Heek vorgestellt wurde, und mit einem Gesamtzuchtwert von 141 gRZG und ebenfalls besten Milchleistungen und Inhaltsstoffgehalten im Kuhstamm auf sich aufmerksam machte. Bis auf 3.900 € kletterten der Steigpreis bevor der Zuschlag zu Gunsten eines Käufers aus Rheinland-Pfalz fiel. Aus der Zucht der Köster KG aus Steinfurt stammte ein hervorragend entwickelter Showtime-Sohn, der mit Mutter KOE Lizbeth EX-91 und Großmutter KOE Lotta EX-92 aus einem exterieurstarken und schauerfahrenen Kuhstamm gezogen wurde. Ein Züchter aus dem Rhein-Sieg-Kreis setzte sich gegen die Mitbieter durch und erhielte den Zuschlag beim Gebot von 3.000 €. Den gleichen Steigpreis erzielte ein wiederum reinerbig hornloser BROKER PP-Sohn aus der Zucht von Antonius Horstick, der zukünftig in der Städteregion Aachen zum Deckeinsatz kommen wird. Die Spitzengruppe wurde durch zwei weitere natürlich hornlose Bullen zum Preis von 2.700 € abgerundet. Zum einen ein Luster-Sohn aus der Zucht der Köster KG, der am Abend für einen Züchter aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm verladen wurde. Und zum zweiten ein Drone PP-Sohn, der von Meinolf Heihoff-Schwede aus Delbrück im Ring präsentiert wurde und eine neue Heimat im Rhein-Sieg-Kreis finden wird. Der Durchschnittspreis am Deckbullenmarkt betrug am Ende der Auktion hervorragende 2.258 €.
Starke Kühe aus der Bestandsaufgabe Göckenjan
Ein weiteres Highlight der Märzauktion bildeten die Kühe aus der Bestandsaufgabe von Christiane Göckenjan aus Steinfurt, die durch einige Kühe. Mit einer gleitenden Jahresdurchschnittsleistung von über 11.000 kg Milch, hohen Inhaltsstoffgehalten und bester Eutergesundheit beeindruckten die starken Kühe aus der jahrzehntelangen Zuchtarbeit des Betriebes Göckenjan die zahlreich angereisten Kaufinteressenten. So verwunderte es nicht, dass regelmäßig Preis oberhalb der 2.000 € aufgerufen wurden. An die Spitze setzte sich eine SOLITAIR P-Tochter, die für 2.800 € in einen Zuchtbetrieb im Hochsauerland verkauft wurde. Der gleiche Käufer sicherte sich auch eine MODUL PP-Tochter und eine DREAMBOY-Tochter für die der Hammer sich bei 2.600 € senkte. Für den gleichen Steigpreis wurden eine RAFTING-Tochter nach Mecklenburg-Vorpommern und eine STUNTMAN-Tochter in den Oberbergischen Kreis verkauft. Ebenfalls 2.600 € erzielte die Köster KG aus Steinfurt mit eine 1st Grade-Tochter, die keine Geringere als die bekannte Schaudiva Lady Gaga im Pedigree führt, und von einem Zuchtbetrieb aus Sachsen-Anhalt ersteigert wurde.
Färsen erstmals freilaufend im Auktionsring
Nach den Kühen kamen die knapp 160 Färsen zur Versteigerung. Erstmals nach dem Umbau in Hamm wurden die Rinder freilaufend im Ring präsentiert und im Anschluss in einem Doppel-Fünfer-Melkstand gemolken. Ein System, das den Verkäufern zukünftig die Vorbereitung von Tieren für die Auktionsvermarktung deutlich erleichtert und nun auch am Auktionsplatz in Hamm Einzug gehalten hat. Die Nachfrage nach Rindern war zu ungefähr gleichen Teilen auf das In- und Ausland verteilt, so dass die Rinder relativ zügig abgesetzt werden konnten. Der Durchschnittspreis pendelte sich bei 1.942 € ein, wobei eine größere Anzahl von Tieren mit Ansagen wie z.B. „Dreistrich“ diesen Wert deutlich beeinflusste. Ohne die Rinder mit wertmindernden Ansagen errechnete sich ein Durchschnittspreis von deutlich über 2.000 €. Den Tageshöchstpreis am Färsenmarkt erzielte Frank Hötger aus Balve mit einer schicken Chalet-Tochter, die alles mitbrachte, was das Käuferherz begehrt: Ein tadelloses Exterieur, eine Einsatzleistung von gut 40 kg Milch und Langlebigkeit und hohe Leistungen im Kuhstamm. Bis auf 3.200 € kletterten die Gebote im Wettstreit der zahlreichen Bieter bevor der Zuschlag zu Gunsten eines Züchters aus Verl im Kreis Gütersloh fiel. Mit einem Steigpreis von 3.100 € platzierte sich eine kapitale Renegade-Tochter aus der Zucht von Burkhard Diekmann aus Soest direkt dahinter. Diese ebenfalls sehr leistungsbereite und tadellose Färse sicherte sich ein Züchter aus dem Kreis Recklilnghausen. Aus der Zucht von Ludger Wiewer aus Drensteinfurt stammte eine Ronald-Tochter, die aus einem exzellenten und leistungsstarken Kuhstamm hervorgegangen ist. Ein italienischer Stammkunde hatte sich diese Färse ausgesucht und erhielt schließlich auch den erlösenden Zuschlag beim Gebot von 2.900 €. Es folgte eine weitere Topfärse aus der Zucht von Burkhard Diekmann; diesmal eine Totem-Tochter, die zum Hammerschlag bei 2.800 € ebenfalls in einen Zuchtbetrieb im Kreis Recklinghausen wechselte. Den gleichen Preis erzielte Andreas Pröbsting aus Everswinkel mit einer GLOBAL-Tochter mit eine Einsatzleistung von fast 50 kg Milch, die zukünftig im Märkischen Kreis ihre Leistung erbringen wird. Für den Steigpreis von 2.700 € wurde eine GENESIS P-Tochter aus der Zucht der Köster KG aus Steinfurt an einen bayrischen Stammkunden vermittelt.
Betriebskollektion bestimmen den Jungviehmarkt
Nach dem anzahlmäßig herausragenden Jungviehmarkt im Januar in Münster beeindruckte das Kontingent von 28 Jungrindern und 44 Zuchtkälber bei der Märzauktion nicht allein durch die Anzahl an Tieren sondern insbesondere durch die hohen Zuchtwerte vieler Tiere. Hier sind die Betriebskollektionen der Zuchtbetriebe Josef Brödder aus Anröchte, Just do it Holsteins aus Eslohe und insbesondere die Tiere aus der Kollektion von Norbert Meinikmann aus Steinfurt zu nennen, die für Spitzenpreise sorgten. Bei den Jungrindern wurden im Mittel 630 € Durchschnittspreis erzielt, bei den Zuchtkälber sogar 1.072 €.
Teuerstes Jungrind war eine Bench-Tochter mit 152 gRZG und 2.446 RZ€ aus der Zucht von Norbert Meinikmann, die für 1.700 € in einen Zuchtbetrieb im Kreis Steinfurt verkauft wurde. Es folgte eine Glamour-Tochter mit 146 gRZG von Just do it Holsteins, die für 1.000 € in den Kreis Recklinghausen wechselte. Den Steigpreis von 900 € investierte ein Züchter aus Sachsen-Anhalt in eine Dragon P-Tochter aus der Zucht von Norbert Meinikmann. Aus der Zucht der Effing-Timmermann GbR aus Vreden stammte eine Zodi-Tochter, die als schickes Jersey-Jungrind einem Züchter aus dem Märkischen Kreis 900 € wert war. Die Spitzengruppe wurde von einer weiteren Glamour-Tochter aus der Zucht von Just do it Holstein abgerundet, die für 800 € an einen niedersächsischen Züchter verkauft wurde.
Die Spitzenpreise bei den Zuchtkälbern wurden allesamt durch Tiere aus der Bestandsaufgabe von Norbert Meinikmann besetzt. Herausragender Topseller des Tages war Marianne P, eine hornlose Mo Red PP-Tochter mit einem Gesamtzuchtwert von 163 gRZG und 2.624 RZ€. Das es bei diesem Klab interessant werden würde, könnte man bereits im Vorfeld anhand der abgeschlossenen Embryonenverträge in Höhe von 19.000 € absehen und so verwunderte es auch nicht, das die Gebote Auktionator Willi Flaßkamp nur so zu folgen, bevor er den Hammer beim Gebot von 17.000 € für einen Züchter aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis erteilte, während Marianne P unter Applaus den Ring verließ. Mit deutlichem Abstand folgte eine ebenfalls hornlose SKAT P-Tochter mit 156 gRZG, die für 4.600 € in eine Zuchtbetrieb im Kreis Kleve wechselte. Eine Bench- und eine Picard-Tochter mit Zuchtwerten von 154 gRZG und 155 gRZG wechselten für 3.100 € bzw. 2.300 € in einen Zuchtbetrieb im Kreis Warendorf und rundeten das Spitzenquartett ab.
Die nächste Zuchtviehversteigerung der Rinder- Union West eG in Hamm findet am Mittwoch, den 03.04.2024 direkt nach Ostern. Auktionskataloge können bei der RUW unter 0251/9288-226 angefordert werden und stehen unter www.ruweg.de zum Download bereit.