RUW Report 99

24 RUW Report — 05/2020 ZUCHT Der genomischen Zuchtwert­ schätzung auf den Zahn gefühlt Die genomische Zuchtwertschätzung ist einer der be­ deutendsten Meilensteine in der Holsteinzucht und für viele Betriebe gehört die systematische genomische Herdentypisierung mittlerweile zum Alltag. Ein Bericht aus der Praxis Seit mittlerweile 4 Jahren bietet die RUW über KuhVi- sion und ein Jahr später über HerdScan allen Mitgliedern die Möglichkeit, ihre Herden zu typisieren. Die Erkennt- nisse aus dem „Starterprojekt“ KuhVision werden für das tägliche Zuchtgeschehen zunehmend unentbehrlich. Und das sowohl für das Zuchtprogramm der RUW, aber auch für die Zuchtarbeit auf Ihren Betrieben. Genomische Zuchtwerte sind heute besser denn je. Zum einen werden immer mehr (wichtige) Merkmale geschätzt. Zum anderen ist die Sicherheit dieser Wer- te heute besser als je zuvor, auch weil dank KuhVision die weibliche Seite der Population (also typisierte Kühe in unseren Mitgliedsbetrieben) als Vergleichsmaßstab für die Berechnung genomischer Zuchtwerte dient (und nicht nur die männliche Seite). Was genomische Zucht- werte können, soll anhand eines Beispielbetriebes ge- zeigt werden. Zu den Pionierbetrieben auf dem Gebiet der Herdentypisierung gehört der Betrieb Pröbsting in Everswinkel. Der KuhVisions-Betrieb der ersten Stunde testet seit fast vier Jahren alle weilblichen Holsteinkälber. In den folgenden Darstellungen wurde der Geburtsjahr- gang 2016 analysiert. K.O.-Merkmal Milchleistung Für die allermeisten Milchviehhalter spielt die Milch- leistung eine sehr große Rolle. Von allen Zuchtwerten hat die Leistung den größten Einfluss auf die Wirtschaftlich- keit. Deshalb sollte dieses Merkmal bei Selektions- und Anpaarungsentscheidungen unbedingt berücksichtigt werden. Die genetische Varianz (Streuung) der Milch- leistung hat sich seit Beginn der „Holsteinisierung“ nicht verändert. Auch wenn sich das Niveau natürlich deutlich (nach oben) verändert hat. Aussagen wie „wenn die Kühe gesund sind, geben sie alle genug Milch“ oder „auf Leis- tung brauchen wir nicht zu achten“ sind in der Regel nicht angebracht. Hierbei ist es egal, ob man die Population, oder den einzelnen Betrieb betrachtet. Die Streubreite ist immer sehr ähnlich, ganz gleich ob 8.000, 10.000 oder 12.000 kg Stalldurchschnitt. In Abb. 1 wird das deut- lich. Hier werden in demMerkmal Milch-kg die besten 10 Färsen mit den schlechtesten 10 Färsen des Jahrgangs 2016 verglichen. Die unteren 10 Färsen gaben bei einem mittleren ZW von -36 kg 8.989 kg Milch. Die besten 10 Färsen des Jahrgangs erbrachten knapp 11.500 kg bei +1.370 kg gZW. Im Mittel geben die besten 10 Jungkühe in der ersten Laktation also fast 2.500 kg mehr Milch.

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