RUW Report 95

Reportage RUW REPORT Nr. 95 1/2019 | 27 Hakenfort Lage: Rosendahl, Landkreis Coesfeld, Nordrhein-Westfalen Fläche: 53 ha LN (25 ha Mais, 20 ha Feldgras, 7 ha Getreide, 1 ha Dauergrünland) Milchviehzahl: 140 Milchkühe 70 Stück wbl. Nachzucht Herdenleistung (2017): 9 785 kg Milch; 3,93 % Fett; 3,47 % Eiweiß Aktuelle Einsatzbullen: Pace Red, Barbados, Bravenes, Boatsman Rosendahl JULIA’S STERNCHEN Im August 2016 kam das Kalb Sternchen zur Welt und war von Geburt an Liebling der Tochter Julia. Als im Dezember dessel- ben Jahres die ersten genomischen Zucht- werte kamen, sah es für Sternchen nicht gut aus. Hinsichtlich Leistung war der Zuchtwert zwar überdurchschnittlich und bei den Managementmerkmalen lag er im mittleren Bereich. Das vorhergesagte Exte- rieur und der entdeckte Gendefekt waren jedoch Punkte, die eine Karriere außerhalb des Betriebs Hakenfort prophezeiten. Da in einem Familienbetrieb, wie bei Hakenforts, nicht jede Entscheidung ausschließlich auf rationalen Kriterien basieren kann, durfte Sternchen, sehr zu Julias Freude, bleiben. Für Stefan Hakenfort bietet diese Alternati- ve den Vorteil, dass er jetzt genau beobach- ten kann, ob sich die genomischen Zucht- werte von Sternchen in der Praxis, sprich im Phänotyp, wirklich so behaupten. Ende Juli hat Sternchen zum ersten Mal abgekalbt und die ersten Milchkontrollergebnisse wa- ren wie erwartet gut. Ein Blick in die Herde verrät aber schnell, dass Sternchen nicht die schönste Färse auf dem Betrieb ist. Genau dieses Resultat hat Stefan Hakenfort schon vor zwei Jahren anhand der genomischen Daten gesehen. ERFAHRUNGEN AUS DER HERDENTYPISIERUNG „Die erste Erkenntnis, die wir im Zusam- menhang mit der Herdentypisierung erlangt haben, war, dass eine gute Kuh, angepaart mit einem guten Bullen, nicht zwangsläufig einen guten Nachkommen bringt“, so das Resümee von Stefan Hakenfort. Festzustel- len ist, dass die Herde zunehmend schwarz wird. Aber auch ein schnellerer Zuchtfort- schritt und ein höheres genetisches Niveau in der Herde lassen sich bereits jetzt schon beobachten. Hinzu kommt für die Familie Hakenfort ein ständiger Lernprozess bei der Selektion der Tiere. So konnten aktuell schon die Selektionskriterien nach oben angepasst werden. Ebenfalls wichtig für den Erfolg ist eine persönliche Weiterentwicklung im Um- gang mit der Herdentypisierung, als auch Die fünfjährige Julia und ihre Lieblingskuh Sternchen Die Kühe auf der Weide lassen sich bestens von der Küche aus beobachten. ein Fortschritt bei KuhVision. Für die Familie Hakenfort unerlässlich ist die Unterstützung durch den Zucht- und Anpaarungsberater, so zum Beispiel bei der Gestaltung des Be- triebsindexes. Letztendlich ist auch eine Teil- nahme an Fortbildungsseminaren und Vor- tragsveranstaltungen von Bedeutung. IN ZUKUNFT Was die Herdentypisierung betrifft, so wünscht sich Stefan Hakenfort künftig noch mehr neue Zuchtwerte, wie die Ge- sundheitsmerkmale, welche im April 2019 kommen. Nach seiner Meinung sollte über einen Zuchtwert für Persistenz nachgedacht werden. Alle dafür benötigten Daten liegen bereits vor. Selbstverständlich wäre eine Re- duzierung der Kosten für die Typisierung, welche im ersten Quartal 2019 kommt, gut. Positiv zur Kenntnis genommen hat Familie Hakenfort die Bestrebungen der RUW den Außendienst in diesem Bereich weiter aus- zubauen. Liane Krauter

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