Zuchtwertschätzung August 2007 – frischer Wind bei Schwarz und Rot

Allgemeine News
Gute Konstanz bei den bekannten Vererbern Unser Flagschiff GIBOR konnte sich mit nun über 5.000 Töchter erneut bestätigen. Nicht nur seine Zuchtwerte im Sekundärbereich bleiben auf extrem hohem Niveau, auch bei der Leistung legte er noch mal zu. Von ihm wird man in wenigen Jahren viele 100.000-Liter-Kühe zu Gesicht bekommen. Zuvor werden jedoch noch einige, weitere GIBOR-Söhne das RUW-Testprogramm bereichern. Ein weiterer Bulle, der in den letzten Jahren stark eingesetzt wurde und sich mit seinen ersten Töchtern aus dem Vererbereinsatz bewährt, ist VAMPIR, der jetzt 348 Töchter hat. Gute Beine und Euter führen zu einer hohen Nutzungsdauer bei der Nachzucht dieses Vererbers, die sich, im mittleren Rahmen stehend, auch durch extrem gute Eiweiß-% auszeichnet. Im Schatten vieler Rudolph-Söhne haben auch unsere Bullen RÜDIGER und RULING beachtenswerte Stärken. Viel Milch (+1829kg bzw. +1180kg) von langlebigen Kühen (RZN 116 bzw. 118) sind die wichtigsten Vererbungsschwerpunkte dieser Rudolph-Söhne. Mit einem RZE von 128 gehört unser in Kanada gezogene und beliebte Winchester-Sohn WILNIUS zu den besten Exterieur-Vererbern Deutschlands aus dem Wiedereinsatz.   Neue Hoffnungsträger FOLLETO heißt der neue Star in unseren Reihen. Gezogen in Dänemark, hat sein gesamtes, väterliches Pedigree mit Ford x Addison x Labelle x Tab – alle Kühe exzellent bewertet (seine Tab-Urgroßmutter gewann sogar die dänische Nationalschau Anfang der 90er Jahre) – wenig Verwandtschaft mit den meisten in Deutschland stärker gebrauchten Blutlinien. Darüber hinaus zeigt er hochpositive Vererbungstendenzen in allen wirtschaftlich wichtigen Merkmalen: FOLLETO ist der einzige Vererber weltweit, der eine extrem hohe Leistungsveranlagung (+2302kg) verbinden kann mit sehr hoch aufgehängten (Euterboden 112), extrem gesunden (RZS 112) Eutern und gleichzeitig Top-Fundamenten (Fund.-ZW 123). In Verbindung mit seiner Outcross-Abstammung ist er ein idealer Anpaarungsbulle für die meisten Blutlinien, die wir bei uns vorfinden. Auch unsere verstärkte Selektion in Kanada trägt weitere Früchte. Nach WILNIUS (RZE 128), JECKO (RZG 125) und GARNER (RZE 122; +0,19%E) steht mit DUBBY (RZG 127) der nächste Kanadier bereit zum Vererbereinsatz. Und darauf haben hier sicher viele Züchter gewartet, einen bei uns geprüften, hochpositiven Vererber einsetzen zu können aus der Kuhfamilie der weltweit bekannten Braedale Gypsy Grand, Kuh des Jahres 2003 in Kanada, die die Urgroßmutter von DUBBY ist. DUBBY passt sehr gut in das Profil der bisherigen Vererber dieser Kuhfamilie: sehr viel Rahmen und sehr gute Euter (und zwar deutlich besser als bei seinem Vater Dutch Boy). DUBBY vererbt sehr viel Milch (+1809kg). Auch Eutergesundheit (RZS 115) und Nutzungsdauer (RZN 109) sind extrem positiv. Wer seine Vererber nicht nur nach Zuchtwerten aussucht, sondern auch nach der Kuhfamilie schaut, der ist mit DUBBY bestens beraten. Auch der andere, neue Dutch Boy-Sohn bei der RUW, DURACELL, stammt aus einer sehr begehrten US-amerikanischen Kuhfamilie. Seine VG-89 Aaron-Mutter, die als Jungrind mit Dutch Boy für uns gespült wurde, wurde anschließend in der 1. Laktation für US$100.000 verkauft und war eine begehrte Bullenmutter in den USA. DURACELLs Großmutter Ever-Green-View Elsie EX-92 gehörte zu den herausragenden US-amerikanischen Bell Elton-Töchtern. Sie kann auf zwei weitere exzellent eingestuft Kühe im Pedigree blicken. Auch DURACELL braucht sich seiner Leistungsvererbung mit knapp +2100kg Milch nicht zu schämen. Ansonsten präsentiert er sich als prima Allrounder, dessen Nachzucht im August von Vertretern einiger deutscher Besamungsorganisationen sehr positiv gesehen wurde – insbesondere bezüglich seiner Eutervererbung.   Drei auf einen Streich Die engere Zusammenarbeit der RUW mit der Arbeitsgemeinschaft Lebenslinien bei der Auswahl der Bullenmütter trägt erste Früchte, denn mit EMTAR ALL (Emerson x Lee), MAIBALL (Starleader x Lee) und BERTALL (Emerson x Rudolph) empfehlen sich gleich 3 Allroundvererber mit sehr soliden Pedigrees für den Wiedereinsatz. Diese 3 Bullen wurden im Geschäftsjahr 2002/03 zusammen mit 4 anderen ALL-Bullen getestet – eine erstaunliche Erfolgsquote.   Unsere Brot- und Butter-Bullen MONTAGNE (RZG 118) JETLAG (RZG 121), SIKKIM (RZG 121), MONAMI (RZG 125), JECKO (RZG 125) – international sicherlich wenig bekannte Größen, aber allesamt Vererber, die sich durch einem extrem günstiges Preis-Leistungsverhältnis auszeichnen und absolut komplett vererbende Bullen sind. Sie bleiben mehr oder weniger unverändert, lediglich MONAMI verlor in allen Bereichen nur ein klein wenig, was sich in der Summe zu 3 RZG-Punkten kumulierte.   Über den Tellerrand geschaut Diese Zuchtwertschätzung bot über die oben genannten RUW-Vererber hinaus einiges Erwähnenswertes. Mit Jelder vom RSA, Stylist von der WEU und Juwel von der ZBH drängen drei weitere Spitzenvererber aus der TopQ-Selektion mit Bullenvaterniveau ins Rampenlicht. Alle drei konnten ihre Mai-Zuchtwerte gut bestätigen und werden im kommenden Jahr als Austauschbullen verfügbar sein. Das gilt auch für der Emerson-Sohn Eleve vom VOSt sowie für den Allen-Sohn Allegro von der Masterrind.   Reichhaltige ‚Ernte’ bei Rotbunt TOCAR, weltweit der höchste Leistungsvererber nach RZM, blieb an der Spitze der Red Holsteins und hat Gesellschaft aus dem eigenen Stall bekommen: der im Juni bei der DHV-Schau in Oldenburg erfolgreich ausgestellte MALVOY rangiert mit RZG 135 an zweiter Stelle. Dieser außergewöhnlich gezogene rotbunte Marmax-Sohn aus der Kuhfamilie des berühmten Vererbers Leadman produziert Hochleistungskühe (+2392kg Milch), die diese Leistung spielend verkraften, denn sie zeigen dabei keinen extremen Milchtyp. Diese Kombination von durchschnittlichem Milchtyp und hoher Leistung ist genau das, was die moderne Holsteinzucht heute verlangt, um hohe Lebensleistungen realisieren zu können. MALVOY ist blutmäßig sehr vielseitig einsetzbar ist, weil er keine Gene von Faber, Cadon, Jubilant, Triple oder Enhancer führt. Er vererbt sehr gute Beine, was angesichts der hohen Leistung auch eher unüblich ist. Auch die Eiweiß-% sind bei der vielen Milch noch akzeptabel (-0,07). Zurück zu TOCAR: diese Leistungs- und Inhaltsstoffkanone ist demnächst wieder besser verfügbar, zu Freude aller Töchter von Stadel, Faber, Avanti, Konvoy, Lucko RF, Lentini RF oder Talent RF.   CARMANO – der rotbunte GIBOR Die rotbunte Freude beschränkt sich nicht nur auf diese beiden höchsten Vererber nach RZG weltweit, TOCAR und MALVOY, sondern auch CARMANO, einer der beliebtesten Red Holstein-Bullen Deutschlands, machte noch mal einen richtigen Satz nach vorne und liegt jetzt bei RZG 128. CARMANO ist unter den Top 100 Bullen nach RZG in Deutschland der höchste Vererber für Nutzungsdauer mit einem RZN von 122; auch international hat er in diesem Merkmal im Red Holstein-Bereich wenig Konkurrenz. Die Nachfrage nach CARMANO wird somit weiter steigen. Die RUW hat also sowohl bei Rotbunt (mit CARMANO) als auch bei Schwarzbunt (mit GIBOR) zwei Top-Vererber, die zu den höchsten Nutzungsdauer-Vererbern ihrer Rassen weltweit gehören. CARMANOS Halbbruder CADISCO blieb bei dieser Schätzung recht konstant, zum ersten Mal in 1,5 Jahren konnte er diesmal ausnahmsweise keine Gewinne verbuchen. Auch LUDOX, dessen erste Wiedereinsatz-Töchter in diesem Spätsommer kalben, blieb unverändert. Mit LUGARUS empfiehlt sich ein rotbunter Hochleistungs-Lucko-Sohn (über +2100kg) zur Leistungs-, Typ- und Fundamentverbesserung. Er stammt aus KONVOYs Vollschwester.   RUW-Vererber sind sehr erfolgreiche Bullenväter Faber ist als Bullenvater erfolgreich. Bereits im August 2006 konnte die RUW mit FALADA einen ersten Sohn in den Wiedereinsatz bringen. Im Februar 2007 gesellte sich FANROY hinzu, der mit einem RZE von 142 weltweit der zweithöchste Exterieurvererber ist. Nun folgen zwei weitere Halbbrüder: FAME stellt sich mit RZG 124 als allround einsetzbarer Färsenbulle dar. Er stammt aus der Flano-Tochter Eskorte, die im Jahr 2000 einen 1b-Preis bei der RUW-Schau erringen konnte. FAMEs väterlicher Halbbruder REDCROSS, der aus Kanada stammt, hat seine Schwerpunkte in der Exterieurvererbung (RZE 129) bei gleichzeitig sehr guten Werten für Zellzahlen (RZS 111) und Nutzungsdauer (RZN 109). Er wurde auch in Kanada mitgetestet und wir können mit Stolz berichten, dass REDCROSS die Nr. 1 der Red Holsteins in Kanada ist. Auch einer der ersten RUBENS-Red-Söhne mit Zuchtwert hat den Weg in der Vererbeinsatz gefunden: RUBINROT (RZG 124). Er stammt aus der erfolgreichen Bullenmutter Alina (Kom.Leader x Milestone-Halbschwester zu KONVOY), von der weitere Söhne national und international Vererber geworden sind. RUBINROT wird durchschlagend die Inhaltsstoffe verbessern und bietet ansonsten kaum eine Schwäche. Insgesamt ist es schon bemerkenswert wie erfolgreich unsere RUW-Vererber als Bullenväter funktioniert haben: LUCKY-RED (Vater von LUDOX), CADON (Vater von CARMANO, CADISCO, VINCE), FABER (Vater von FALLADA, FANROY, FAME), RUBENS (Vater von RUBINROT), LUCKO RF (Vater von LUGARUS, LUCCA). Es gibt wohl weltweit kein Red Holsteinzuchtprogramm, dass aus eigener Kraft eine solche Palette an hochwertigen Vererbern mit verschiedensten Abstammungen aus dem Hut zaubert. Und wenn dann noch von unseren Kooperationspartnern RSH und ZBH so wertvolle Bullen wie Avanti, Stabilo, Starfire, die sich alle drei verbessern konnten, hinzukommen, bleiben keine Wünsche mehr offen.   Zuchtleistungsmerkmale – Sicherheiten beachten Wie alljährlich wurden auch diesmal im August die neuen Zuchtwerte für den kompletten Fruchtbarkeitskomplex geschätzt – für diese Zuchtwerte fand auch erst jetzt die Basisanpassung statt. Die KB-Bullen der Geburtsjahrgänge 1997 bis 1999 bilden die aktuelle Basis für diese Zuchtwerte. Der genetische Trend für die Zuchtleistungsmerkmale ist sehr gering, so dass die Basisanpassung kaum Auswirkungen auf diese Werte hat. Ab 2008 werden durch die Einführung eines neuen Schätzmodells für diese Zuchtwerte auch die genetischen Daten für Zuchtleistungsmerkmale dreimal jährlich geschätzt – dies bedeutet, dass ab 2008 die komplette Basisanpassung für die Zuchtwertschätzung im Mai stattfindet. Die breite Publikation der Zuchtleistungszuchtwerte sollte aber weiterhin auf den für die jeweils kommende Besamungssaison wichtigen August-Termin beschränkt werden. Bei den Merkmalen der Zuchtleistung bleibt stets der wichtige Hinweis, dass diese Zuchtwerte immer gemeinsam mit der jeweiligen Sicherheit zu besprechen sind – während auf der väterlichen (paternalen) Seite durchaus akzeptable Sicherheiten bei den Vererbern erreicht werden, gilt dies auf der maternalen Seite lediglich bei den Bullen, die bereits eine ausreichende Zahl von Töchtern aus dem Wiedereinsatz haben.   Hartwig Meinikmann