RUW Report 99

45 RUW Report — 05/2020 REPORTAGE dass die Daten Recht geben, der genomische Zuchtwert spiegelt sich im Phänotyp wider“, so der ambitionierte Züchter. Thomas Hannen nutzt die genomischen Daten in erster Linie für seine Selektionsentscheidungen. „Die Kapazitäten in der Jungviehaufzucht reichen für 20 bis 25 % Remontierung, im letzten Jahr lag sie bei 23 %. Bei der Selektion fliegen Tiere, die nach unten abweichen, raus. Dies bedeutet, dass ich ca. 80 % meiner Kühe mit einemWeißblauen Belgier besame“, so der Landwirt. Beim Jungvieh setzt Thomas Hannen sehr gerne gesexte Bullen ein. Hierbei achtet er insbesondere auf gute junge Bullen mit hohen Zuchtwerten. Durch diese konsequente genomische Selektion ist das Niveau der Her- de in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Fragt man Thomas Hannen nach seinem Zuchtziel, so fällt ihm eine RAFTING-Tochter mit gRZG von 151 ein. Diese stammt aus der SNOWFLAKE-Tochter Jadesky, welche nach ihrem fünften Kalb noch einen gRZG von 139 hat und spiegelt genau die Vorstellung wider, wo die Zucht hingehen soll. Der deutliche Leistungsan- stieg von knapp 10.000 kg auf über 11.000 kg ist sowohl teilweise der verbesserten Fütterung zuzuschreiben als auch den ersten Erfolgen, die sich durch die genomische Selektion zeigten. Großen Einfluss auf den Erfolg von KuhVision hat auch der Kreistierzuchtberater Theo Lenzen. Herr Len- zen war von Anfang an von dem Projekt begeistert und hat diesen Enthusiasmus an viele Betriebe in der Region weitergegeben. Letzten Frühling fand auf dem Betrieb Hannen der von der Rinder- Union West eG organisierte HerdScan-Workshop statt. Gut 100 Teilnehmer ließen sich in der Praxis zeigen, was Genomics schon vor drei Jahren prognostiziert hatte. Alle 14 Tage kommt Jörg Spicker vorbei. Der RUW- Fruchtbarkeitsexperte führt per Ultraschall die Trächtig- keitsuntersuchung und Ovarkontrolle bei Kühen ohne gezeigte Brunstsymptome durch. Zudem wird bei allen Kühen 14 Tage nach dem Abkalben die Gebärmutter überprüft. Das Besamen ist Aufgabe von Thomas Han- nen, der auch die Bullenauswahl macht. Zum Einsatz kommt deutsche Topgenetik. Hornlose Bullen werden eingesetzt, wenn die Zahlen passen. Wichtige Kriterien bei der Bullenauswahl sind ein RZE über 130, +1 000 kg Milch, neutrale oder positive Inhaltsstoffe, die Melk- barkeit sollte nicht unter 95 sein und der Bulle sollte in den Top 10 nach RZG sein. Die ausgewähl- ten Bullen paart Christoph Kuhl- mann, welcher als Zuchtberater den KuhVisions-Betrieb intensiv betreut, im computergestützten Anpaarungsprogramm BAP an. Kühe, die Probleme wie Euter- oder Klauenerkrankungen ma- chen, werden ausgemerzt. Wenn es passt beschickt Thomas Hannen gerne Tierschauen. Obwohl das Beschi- cken von Schauen mit Aufwand verbunden ist, möchte es Thomas Hannen nicht missen. Er selbst richtet viele Schauen und die eigene Teilnahme schärft den Blick fürs spätere Preisrichten. Weitere Entwicklungsschritte oder betriebliche Ver- änderungen sind derzeit nicht geplant, da dafür die not- wendige Planungssicherheit von Seiten der Politik oder Genehmigungsbehörden fehlt. Die vier Kinder Jakob (10 Jahre), Lene (9), Jasper (7) und Joris (2) sind gerne draußen mit dabei. Ob einer von ihnen später einmal den Betrieb übernehmen möchte, ist derzeit noch offen. Liane Krauter Die SNOWFLAKE-Tochter Jadesky VG-87 war Reservesiegerin bei der Färsenschau in Krefeld 2015 Die Banesto-Tochter Kiba VG-89 war 2019 Teil der RUW-Kollektion bei der German Dairy Show in Oldenburg. „Die genomischen Daten erscheinen mir relativ stimmig und schlüssig. Meine ersten Erfahrungen zeigen, dass die Daten Recht geben, der genomische Zuchtwert spiegelt sich im Phänotyp wider.“

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