RUW Report 97

39 RUW Report — 09/2019 Warum verzichtet das neue Schaukonzept bewusst auf die Anfertigung von Toplines? Christian Bange: Wir möchten die Hürden für poten- zielle Beschicker unserer RUWregional + möglichst niedrig halten. Bei den Kreis- und Bezirkstierschauen imRUW-Ge- biet stellen deutlich mehr Züchter ihre Tiere aus. Ein Grund dafür ist sicherlich auch, dass dort die vermeintlich profes- sionelle Vorbereitung nicht so eine wichtige Rolle spielt. Eine Topline sucht man dort vergebens. Diese „Leichtigkeit zur Teilnahme“ wünschen wir uns für die RUWregional +, damit nicht der beste Fitter, sondern die beste Kuh gewinnt. Welche Auswirkungen werden die Neuerungen auf alle anderen Schauen der RUW haben? Karl Lörcks: Dieses neue Schaukonzept ist zunächst nur anstelle der zukünftigen Färsenschau in Fließem, die traditionell im Rahmen des BEDA-Marktes imMärz 2020 stattfinden wird, vorgesehen. Auch wir sind gespannt, wie die RUW-Mitgliedsbetriebe das neue Konzept annehmen und mit Leben füllen. Eine logische Konsequenz wird dann sicherlich die Weiterführung der RUWregional + für den Standort Krefeld sein. Die RUWschau + in Hamm bleibt davon unberührt. Schon jetzt freuen wir uns auf eine tolle Veranstaltung in den Zentralhallen, denn dort möchten wir unseren Züchtern und den Besuchern mehr bieten als nur eine reine Schauveranstaltung. Lesen Sie dazu mehr in diesem RUW-Report auf den Seiten 22-23 oder auf unserer Internetseite www.ruweg.de . Warum hat sich die RUW ein neues Schaukonzept für die Färsenschauen überlegt? Heinrich Buxtrup: Wir erleben einen stetigen Rückgang des Interesses unserer Mitgliedsbetriebe an unseren Tier- schauen. Viele Züchter scheuen mittlerweile den Aufwand, an diesen Schauen teilzunehmen, vor allem, weil die Vor- bereitung und Präsentation der Kühe immer professioneller und umfangreicher wird. Wir möchten gerne eine Brücke zu den Mitgliedern bauen, die nach wie vor ein Grundin- teresse haben, damit auch sie sich angesprochen fühlen, ihre gewiss guten Kühe auszustellen. Bei einer Schau für jedermann! Welche Argumente sprechen dafür, dass nun auch Kühe aller Altersklassen ausgestellt werden? Christian Bange: Die bisherigen Färsenschauen dien- ten dazu, den Züchtern und Besuchern den aktuellen Fär- senjahrgang vorzustellen, um sich so ein Bild von der Vererbungsqualität der Väter machen zu können. Mittler- weile werden über 80 % wertvolle genomisch selektierte Jungbullen in den Herden genutzt, so dass dieses Fär- senschau-Modell nicht mehr zeitgemäß ist. Eine Schau für alle Altersklassen macht sie deutlich attraktiver und gibt den Züchtern eine gute Gelegenheit, ihre älteren und nach wie vor sehenswerten Kühe zu präsentieren. Ältere Kühe im Schauring hatten schon immer eine besondere Strahlkraft für die Beschicker und für die Besucher. Worin liegt die Fokussierung auf Lebensleistung begründet? Karl Lörcks: Die Milchviehhaltung hat hierzulande in der öffentlichen Wahrnehmung leider den Ruf, Turbokühe zu züchten, die enorm viel Milch geben und schnell ver- braucht werden. Daher ist es unsere wichtige Aufgabe, dem sensiblen Verbraucher deutlich zu machen, dass wir als Michviehhalter Kühe in unseren Ställen halten, die auch über mehrere Laktationen hinweg ihre Milch geben und dabei ein gesundes und vitales Erscheinungsbild zei- gen. Unbestritten ist zudem die Tatsache, dass eine hohe Nutzungsdauer in der Herde die Wirtschaftlichkeit des Betriebes steigert. Welche Idee steckt dahinter, dass die Väter der Schaukühe sich ausschließlich im Besitz deutscher Besamungsorganisationen befinden sollen? Heinrich Buxtrup: Bei der letzten German Dairy Show in Oldenburg haben wir vereinzelt sehen können, dass Kühe von deutschen Vererbern durchaus in der Lage sind, im Schauring vorne mitzumischen. Allerdings erhalten die sehr guten deutschen Exterieurbullen oft nicht die Ge- legenheit dazu. Viele Mitgliedsbetriebe haben Top-Kühe von deutschen Vererbern in ihrer Herden stehen, sind aber oft der Meinung, dass sie gegen die nordamerikanische Exterieurgenetik keine Chance hätten. Diese Betriebe möchten wir gerne animieren, ihr Tier als Erfolg ihrer täglichen züchterischen Arbeit zu zeigen. Das Konzept in der Übersicht ++ Mit neuem Schaukonzept ++ Für Kühe aller Altersklassen aus allen RUW-Regionen ++ Fokus auf Lebensleistung ++ Väter im Besitz deutscher Besamungsorganisationen ++ Top Präsentation ohne Topline INTERVIEW Das Führungstrio des RUW-Vorstandes Christian Bange, Heinrich Buxtrup und Karl Lörcks (v. l.) erläutert das neue Schaukonzept der RUWregional +.

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