RUW Report 100

36 RUW Report — 09/2020 EXTRA Bei einer trockenstehenden Kuh verbraucht der Fötus nur ca. 8–10 g Calcium/Tag. Mit der Kalbung und der wiedereinsetzenden Milchproduktion steigt der Calcium- bedarf schlagartig auf 20–30 g Calcium/Tag an. Für die Kuh ist es schwierig, diese Differenz im Calciumverbrauch in so kurzer Zeit zu mobilisieren. Junge Kühe schaffen es für gewöhnlich, die ausrei- chende Calciummenge aus dem Organismus freizuset- zen. Besonders wenn sich Färsen imWachstum befinden, kann Calcium aus den Knochen effizient bereitgestellt werden. Mit zunehmendem Alter und höherer Milchleis- tung steigt das Milchfieberrisiko deutlich an. Im Zuge der Calciummobilisierung spielt das Parathormon (PTH), das in der Nebenschilddrüse gebildet wird, eine entscheidende Rolle. Es gibt dem Körper das Signal, Calcium zu mobili- sieren. Für eine optimale Funktion der Nebenschilddrüse ist ferner eine ausreichende Magnesium-Verfügbarkeit zu gewährleisten. Klinisches und subklinisches Milchfieber Bei Milchfieber ist es wichtig, zwischen einer kli- nischen und subklinischen Form zu unterscheiden. Klinisches Milchfieber ist bei den Kühen unüberseh- bar, wohingegen subklinisches Milchfieber oft nicht er- kannt wird. Ein Vorfall von klinischem Milchfieber kostet den Betrieb ca. 265 € je Tier, subklinisches Milchfieber immerhin 110 € pro Fall, tritt aber drei bis sechs Mal häufiger auf und ist somit wirtschaftlich sehr relevant. . Nachfolgende Grafik zeigt, dass jede Kuh nach der Kal- bung ein Calciumdefizit hat. Dieses kann entsprechend stärker (klinisch) oder weniger stark (subklinisch) aus- geprägt sein. Abb. 1: Unterschiedliche Ausprägung des Calciumdefizits Milchfieber – Praxisorientierte Empfehlungen Milchfieber ist ein wiederkehrendes Thema auf vielen Milchviehbetrieben. Dabei gibt es einige Einflussfaktoren und eine Reihe an Möglichkeiten, Milchfieber zu be- handeln. Zunächst ist wichtig zu wissen, warum es zum Milchfieber kommen kann und welche Tiere ein beson- ders hohes Risiko aufweisen.

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